In der Gegend von Grójec – ca. 50 km von Warschau
Der Palast-Park-Komplex in Mała Wieś ist eine der wichtigsten und außerordentlichsten Anlagen dieser Art auf dem ganzen Gebiet Masowiens. Auf dem Gebiet dieser Gemeinde befinden sich auch: ein Palast-Park-Komplex in Rębowola, der in einem Landschaftspark mit der Fläche von 3,5 ha liegt, ein Herrenhaus-Park-Komplex in Odrzywołek mit der Fläche von 2,0 ha und ein Park in Oczesały
mit der Fläche von 9,0 ha sowie ein ländlicher Park in Stara Wieś.
Das Denkmal
Der klassizistische Palast in Mała Wieś gehört zu den interessantesten und schönsten Residenzen dieser Art in ganz Masowien. Er wurde nach dem Projekt des Architekten Hilary Szpilowski erbaut. Einen Teil des ganzen Palastkomplexes bilden auch die zwei symmetrisch von beiden Seiten der Blumenrabatte erbauten Offizinen, ein Wagenschuppen sowie die Wasserversorgungsanlage. Das Ganze ist mit einem 20 ha großen alten Park umgeben.
Der einstöckige Palast ist mit einem Walmdach gedeckt; der viersäulige Säulengang ist mit einem Tympanon mit dem Wappen der Walicki-Łada-Familie verziert. Barockmerkmal des ganzen Gebäudes ist, dass die repräsentativen Räume im ersten Stock (auf einer Höhe von ca. 5 m) sind, während die Wohnräume im Erdgeschoss (auf einer Höhe von 2,6 m) platziert wurden. Die Innenräume behielten ihren Palastcharakter: Stuckaturen, Kamine, gemalte Dekorationen mit antiken Motiven. Über die Einzigartigkeit dieses Palasts zeugt jedoch eine Polychromie, die die ganze Wand im Warschauer Saal in Anspruch nimmt und die das Panorama Warschaus nach Canaletto abbildet. Prof. Dr. Marek Kwiatkowski, der Direktor des Łazienki-Palast-Museums, meint, dass „die Größe und Pracht dieses Saals den Esssaal im Myśliwski-Palast in den Schatten gestellt hat“. In der Diele des kleinländlichen Palastes begrüßt die Gäste die Gestalt des Diogenes von Sinope mit einer Laterne. Über die Treppen, die zum ersten Stock führen, prangt die lateinische Inskription, die besagt: "Dicite victuri patrum, post fata nepotes, velle Deo patria vivere, velle mori", d.h. „Lernen Sie, die Nachkommen ihrer Väter, zu leben für Gott, für das Land und für ihre Vorfahren, und nach Bedarf zu sterben“. Auch die Natur ermuntert einen, diesen Ort zu besuchen. Der Palast-Park-Komplex befindet sich in der direkten Nachbarschaft des größten Naturschutzgebiets von Lärchen in Mitteleuropa. Die Innenräume des Palastes sind in Filmproduktionen: "Ada! To nie wypada" [ Ada! Das gehört sich nicht!] (1936), "Nad Niemnem" [Am Niemno](1987), "Pułkownik Kwiatkowski" [Der Oberst Kwiatkowski](1995), zu sehen.
Mała Wieś – Ein „Familiennest”
160 Jahre lang, d.h. ab 1786 (als die Baumeister aus dem Palast auszogen), bis 1945 lebten in Mała Wieś 6 Generationen einer Familie. Für jede Nachkommenschaft war Mała Wieś das beliebte Familienhaus. Zwar änderten sich die Namen der Eigentümer, weil das Landgut dreimal die Töchter geerbt haben, aber die Vererbung in einer geraden Linie wurde nicht durchbrochen. Obwohl nach Waliccy, die weiteren Eigentümer Rzewuscy, dann Zamoyscy, Lubomirscy, und Morawscy waren, gehörte das Landgut ununterbrochen zu den direkten Nachkommen des Bazyli Walicki und seiner Frau, Rosalia geb. Nieborska.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Mała Wieś 63 Jahre lang das Eigentum des Staates: zuerst des Instytut Rolnictwa [landwirtschaftlichen Instituts], dann des Ministerstwo Spraw Zagranicznych [Außenministeriums], und letztens des Urząd Rady Ministrów [Amts des Ministerrats], das hier ein Schulungs- und Erholungszentrum errichtet hat. In Jahren 1962 – 1995 wurden in Mała Wieś zahlreiche Instandsetzungsarbeiten durchgeführt. 2008 bekam die Familie Walicki den Palast nach 63 Jahren zurück. Gegenwärtig, im Jahre 2011, leben 41 Mitglieder dieser Familie, die zu der 7., 8., 9. und 10. Generation gehören.
Wer waren die Eigentümer von Mała Wieś?
Die erste Generation - Bazyli Walicki (1728-1802), der Baumeiter des Palastes, er bildete sich am Hof des Ludwig XV. aus. Er war Starost in Mieszczanów, dann Woiwode in Rawka, ein Freund des Königs Stanislaus I. August, Teilnehmer am Vierjährigen Sejm; er plädierte für die Verfassung vom 3. Mai.
Im Park in Mała Wieś befindet sich ein Gedenkstein, der an den letzten Besuch des Königs erinnert. Bazyli, der Ahnherr der Eigentümer von Mała Wieś, hatte das Zeug zu Geschäften und vermehrte geschickt sein Vermögen. Seiner Ehe mit der Płocker Burgvögtin, Rozalia geb. Nieborska, entstammen 7 Kindern.
Die zweite Generation – Józef Walicki (1775-1808) und Klementyna geb. Kozieltuska (1783-1862). Józef war Starost in Mieszczanów. Er hatte eine enorme Pferdezucht, die er von seinem Vermögen finanzierte. Klementyna versammelte um sich viele hervorragende Gestalten der damaligen Zeit. Sie war mit der polnischen Frau Napoleons, Maria Walewska, befreundet. Klementyna verdankt der Palast seine Einzigartigkeit, denn sie ließ die schon früher erwähnte Polychromie anfertigen. Nach den Napoleonischen Kriegen fand hier eine Zuflucht der Oberst Jan Kozietulski, der einzige Bruder Klementynas. Es sind Briefe erhalten geblieben, die er an seine Schwester während des 10-jährigen Dienstes bei Napoleon geschickt hat. Briefe kamen hierher aus allen Ecken Europas: von Madrid bis Moskau, von Brüssel bis Leipzig. Über die Eigentümer und Bewohner des Palastes aus damaliger Zeit schrieb schon Marian Brandys in seinem berühmten Buch "Kozietulski i inni" [Kozietulski und andere].
Die dritte Generation – Józefina Walicka (1808-1880), die in erster Ehe den Nachnamen Rzewuska führte und der Graf Zdzisław Zamoyski (1810-1855).
Von den 4 Kindern von Józef und Klementyna Walickis war Józefina das energischste und gesundheitsstärkste Kind. Ihr verdankt Mała Wieś den Bau der Branntweinbrennerei und das Errichten von zwei Teichen, die sich in der Nachbarschaft des Palastes befanden. Auf einem wurde eine Insel aufschüttet, auf der Józefina ein Theater erbauen ließ.
Die vierte Generation – Gräfin Maria Zamoyska (1841-1922) und Fürst Jan Tadeusz Lubomirski (1826-1908). Jan Tadeusz war eine hervorragende Gestalt Polens im 19. Jahrhundert: ein Historiker, ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aktivist, Dr. honoris causa der Uniwersytet Jagielloński [Jagiellonen-Universität], der Vorsitzende der Gesellschaft für Wohltätigkeit, einer der Begründer von Nachtschulen und Kreditgenossenschaften für Mittellose, sowie der Begründer der Handwerksgesellschaften. Während des Januaraufstands war er Mitarbeiter Romuald Traugutts, und ein Mitglied der Provisorischen Regierung Polens. Für die aktive Unterstützung des Aufstands wurde er zuerst in der Warschauer Zitadelle eingesperrt und dann gezwungen, nach Sibirien zu migrieren. Sein Schicksal teilte auch seine Frau.
Die fünfte Generation – Fürst Zdzisław Lubomirski (1865 - 1943) und Gräfin Maria Branicka (1873 - 1934) - Fürst Lubomirski war in den Jahren 1916 – 1917 der Präsident Warschaus, und in Jahren 1917 – 1918 ein Mitglied des Regentschaftsrates; er hat persönlich die Macht dem Marschall Piłsudski übergeben. In Jahren 1928 – 1938 war er Senator und führte eine parlamentarische Tätigkeit. Während der Belagerung Warschaus im September 1939 war er im Bürgerkomitee mit dem damaligen Präsidenten Warschaus Stefan Starzyński tätig. Er war eine der Geiseln, die dem Besatzer nach der Kapitulation Warschaus Sicherheit gewährleisten sollten. 1942 wurde er verhaftet und in Pawiak (einem berüchtigten Gefängnis für politische Häftlinge im Zentrum der polnischen Hauptstadt Warschau) gefangen. Er war damals 77. Auf Grund der Ansteckung mit Tuberkulose im Gefängnis Tuberkulose starb er 8 Monaten danach. In seinem Palast verbarg er die Senatorin Dorota Kłuszyńska, die jüdischer Abstammung war. Seine Frau, Maria Branicka, die Erbin der Hochadelsgüter in der Ukraine, ist die Autorin eines Tagebuches aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, in dem sie mit einer außerordentlichen literarischen Begabung, einer geschichtlichen Intuition und einer gesellschaftlichen Empfindlichkeit, die eher eine unerwartete Charaktereigenschaft für ihre gesellschaftlichen Schicht war, das Schicksal ihrer Familie auf dem Hintergrund der historischen Ereignisse der Jahren 1914 – 1918 beschreibt (veröffentlicht in Wydawnictwo Poznańskie 1997).
Die sechste Generation - Julia Lubomirska (1894 - 1982) und Tadeusz Morawski (1893 - 1974) - Tadeusz Morawski war ein Gutsbesitzer in Großpolen. Er nahm am Posener Aufstand (1918–1919) teil, war in zahlreichen gesellschaftlichen Organisationen tätig, sowie ein Gesandter zum Sejm. Er förderte den Obstanbau im Landkreis Grójec. Während des Zweiten Weltkrieges war er in der Widerstandsbewegung. Er hatte im Palast ein geheimes Funkgerät. Während des Krieges bot er in Mała Wieś seinen Verwandten Zuflucht, die aus ihren Landgütern vertrieben worden waren. Nach dem Krieg wurde er vom Innenministerium der UdSSR verhaftet. Er war der Autor der Memoiren aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges „Oaza na wulkanie“ [Eine Oase auf dem Vulkan] (Familiensammlung). Julia Lubomirska war unter den Menschen als eine Person der höchsten gesellschaftlichen Empfindlichkeit, die stets den Bedürftigen half, bekannt. Im Frühling des Jahres 1945 wurden Julia und Tadeusz Morawski mit ihren fünf Kindern aus dem Landgut vertrieben. Das war im Rahmen der sog. Zerstörungsaktion, die darauf zielte, alle Landgüter der polnischen Szlachta zu vernichten.
Park-Palast-Komplex in Mała Wieś
Gegenwärtig verfügt der Park-Palast-Komplex über 20 Übernachtungsplätze in Einzel-, Doppelzimmern sowie in Drei- und Vierpersonenzimmern. Der Palast ist ein perfekter Ort, um hier Workshops, Schulungen und Gelegenheitstreffen zu organisieren. Man kann auch den Palast besichtigen, jedoch nach früherer Vereinbarung. Es werden gegenwärtig Sponsoren gesucht, die die Möglichkeiten, die dieser Ort schafft, zunutze ziehen wollen.
Übernachtungsmöglichkeiten:
Palast – drei zu möblierende Appartements
Hofoffizinen – in jeder davon befinden sich Einzelzimmer mit einem separaten Badezimmer (insgesamt 19) und Doppelzimmer mit gemeinsamem Badezimmer (10 Zimmer mit 5 Badezimmern)
Wagenschuppen – ein Doppelappartement mit einem Badezimmer