Mazowiecki Park Krajobrazowy (Masowischer Landschaftsschutzpark)
Seit über hundert Jahren erholen sich die Einwohner Warschaus gerne in der Nähe von Otwock. Das Gebiet wird nicht ohne Grund für die grüne Lunge der Hauptstadt gehalten. Die Winde tragen die saubere Luft von hier direkt über die überfüllten Straßen der großen Stadt. Ein günstiges Klima, das wohlriechende Aroma der Kiefer und die zu Wanderungen einladenden Wälder sind nur einige der Trümpfe dieser Region. Vor tausenden von Jahren schüttete der Wind auf der Dünenterrasse§§ der Weichsel Dünen auf, die – für das flache Masowien – ganz schön große Erhebungen darstellen. Sie werden von Kieferwäldern bewachsen. Zwischen den Dünen haben sich sumpfige Vertiefungen geformt, die von Torf gefüllt sind. Die Gesamtheit schafft ein vielfältiges Mosaik, das für Menschen attraktiv ist aber vor allem vielen Tierarten – sowohl Wasser- als auch Landtieren – Unterschlupf und Nahrung gewährt. In den Otwocki-Wäldern wurde 1987 der Masowische Landschaftsschutzpark angelegt. Die geschützten Gebiete werden von einem dichten Netz an Feldwegen durchzogen, die ideal für einen Fahrradausflug zu sein scheinen.
Länge der Route: 28,5 km
Kennzeichnung: teilweise schwarzer und blauer Fußwanderweg, Radweg durch Celestynów und das „Na Torfach”-Reservat
Schwierigkeitsgrad: leichte Route
öffentlicher Transport: Zug nach Otwock
0,0 km Bahnhof in Otwock
Fahren Sie vom modernistisch-sezessionistischen Bahnhofsgebäude nach Westen. Sie kommen unter der Eisenbahnbrücke hervor, auf einen recht chaotischen Platz, den Plac Niepodległości. Biegen Sie nach links ab, in die ul. Andriollego. Nach ein paar Minuten Fahrt wird Ihnen auffallen, dass am Straßenrand – für ein Stadtzentrum – überraschend viele Kiefer wachsen. Seine heutige Gestalt erhielt Otwock in der zweiten Hälfte des 19. Jhdts., als die heilenden Eigenschaften der hiesigen Luft gegen Tuberkulose bekannt wurden. Entlang der neu erbauten Weichselbahn entstand ein Kurort der in Kürze für seine interessante Architektur bekannt wurde. Sie war eine Mischung des in der damaligen Zeit beliebten Baustils der Kurorte der Alpen und des Schwarzwaldes sowie der Architektur der russischen Datschen. Die ältesten der reich verzierten Holzgebäude erbaute der bekannte Illustrator Michael Elwiro Andriolli. Viele Jahre später nannte Konstanty Ildefons Gałczyński den eklektischen Stil „Świdermajer” – von dem Otwock durchquerenden Fluss Świder. Die stimmungsvollen Holzvillen sind heute mit neueren, nicht immer so romantischen Gebäuden vermischt, der Wald jedoch rauscht noch genauso wie vor dem Krieg.
Biegen Sie auf der Kreuzung der Straßen ul. Andriollego und ul. Narutowicza nach links ab. Direkt daneben befindet sich ein Gebäude, das es sich zu besuchen lohnt.
2.5 km Muzeum Ziemi Otwockiej – Museum des Otwocker Landes
Der Sitz des Museums befindet sich in der kleinen Villa Soplicówka bei der ul. Narutowicza 2 (Tel. 22 788 15 45, geöffnet Di-So: 9.00-17.00). Bei der Besichtigung der Ausstellung lernen Sie die Natur und Geschichte der Region kennen. Zu den interessantesten Ausstellungsstücken gehören alte Fotografien und eine Sammlung von Judaica. Beachtenswert sind auch die ethnografischen Sammlungen.
Kehren Sie zur ul. Andriollego zurück und fahren Sie bis zur nächsten Querstraße. Biegen Sie dort nach Westen ab, entsprechend dem Verkehrszeichen, das den Weg zum Friedhof weist.
3,5 km Alter jüdischer Friedhof
In einem jungen Wald auf dem Dünensand, auf dem alten Weg von Pogorzele nach Karczewo, liegt der alte jüdische Friedhof. Vor dem Krieg stellten die Juden drei Viertel der Bevölkerung von Otwock dar. Hier verbrachten auch Anhänger des Judentums gerne ihren Urlaub. 1940 schufen die Nazis in der Stadt ein Ghetto (das nach dem Warschauer Ghetto zweitgrößte), das zwei Jahre später vernichtet wurde. Die Atmosphäre des Friedhofs ist bei der Suche nach Geistern der Vergangenheit förderlich. Bei der Entdeckung der Geschichte hilft die Tatsache, dass viele der Aufschriften auf den Gräbern in polnischer Sprache eingeritzt wurden.
Fahren Sie vom Friedhof weiter westlich auf dem Feldweg zwischen den Kiefern. Am Rand des Walds verbindet sich ihr Weg mit einer deutlich breiteren, der sogenannten Roten Straße – die von den Ziegelsteinen der Häuser des zerstörten Warschaus rot ist. Sie kommen von der Seite des Industrieviertels nach Karczew. Biegen Sie nach links ab, in die ul. Armii Krajowej, auf der Sie das Stadtzentrum erreichen.
5.0 km Karczew
Bereits im 18. Jhdt. waren die hier abgehaltenen Viehmärkte weit bekannt. Die Fleischereien von Karczew erwiesen der Hauptstadt einen großen Dienst während der nationalsozialistischen Besatzungszeit. Hunderte Fleischhauer viertelten Fleisch und produzierten Fleischwaren in der Nacht unter Gefährdung ihres Lebens. Am Morgen nahm die Schmalspurbahn die Schmuggler, die mit erstklassiger Ware beladen waren, in das hungernde Warschau mit.
Inmitten der niedrigen Bauweise der Stadt dominiert die Gestalt der spätbarocken St.-Veits-Pfarrkirche. Die Kirche wurde in den Jahren 1732–37 erbaut, wahrscheinlich nach einem Projekt von Jakub Fontana. Ihr Stifter war der große Königsmarschall Franciszek Bieliński. Von der älteren Kirche ist die Kapelle der Karczewskis aus dem 16. Jhdt. erhalten. Die Kirche wurde in den Jahren 1911–1913 ausgebaut. Gemäß einem Projekt von Hugon Kudery wurden zwei Kapellen, ein Querschiff, ein Presbyterium und ein kleines Lager angebaut. Im Inneren zieht die barocke Kanzel in Form eines Boots die Blicke auf sich. In der Kirche hängen auch zwei Bilder von Michał Elwiro Andriolli. Dem gleichen Künstler wird das Projekt der reich verzierten Tür zugeschrieben.
Fahren Sie von der Kirche auf der ul. Żaboklickiego nach Südosten. Auf der Kreuzung mit der ul. Częstochowska zieht eine schöne Kapelle an der Straße aus der Hälfte des 18. Jhdts. die Aufmerksamkeit auf sich. Der Asphalt endet beim Friedhof, Sie haben aber immer noch einen harten Untergrund unter Ihren Rädern. Fahren Sie weiter zwischen den Feldern in Richtung der aus der Ferne sichtbaren Gebäude der Geflügelfarm. Hier beginnt ein Asphaltweg, der durch die Bebauung des Dorfes Janów führt. Fast 2 km lang erstrecken sich in der Sonne glänzende gläserne Gebäude. Janów und das benachbarte Brzezinka sind ein Gewächshausgebiet der Gemeinde Karczew. Nach einer kurzen Weile passieren Sie eine Kreuzung mit einer Straße die in die Tiefe des Waldes führt, der die ganze Zeit den Horizont zu Ihrer Linken abschließt. Einen Kilometer weiter fahren Sie auf einer kleinen Brücke über den Bieliński-Kanal, der die Sümpfe im Weichseltal entwässert, und erreichen das Dorf Brzezinka. Der Weg biegt scharf nach rechts ab, nach einigen hundert Metern nach links. Sie fahren die ganze Zeit durch lose verteilte Bebauungen.
10.5 km Łukowiec
Bevor das Dorf endgültig beginnt, biegt die Straße scharf nach rechts ab. Richten Sie sich in der Kurve nach links, nach Südosten. Der Weg führt durch Wiesen in Richtung des bereits nahe liegenden Waldes. Sie fahren ein weiteres Mal über den Bieliński-Kanal. Hier wachsen hauptsächlich Erlen. Im frühen Frühling schauen deren Stämme manchmal direkt aus dem Wasser heraus. Nach etwa einem Kilometer beginnt das Gebiet sich zu heben, der Sie umgebende Untergrund wird sandig und die Erlen werden von Kiefern ersetzt. Sie haben die höhere Dünenterrasse der Weichsel erreicht. Das Gebiet wird vielfältiger.
15.0 km Lasek
Hinter der sandigen Erhebung drücken sich Gebäude in den Wald hinein. Es handelt sich dabei um den weit außen liegenden Teil von Celestynów. Auch wenn der Asphalt zur Fahrt in Richtung des Städtchens einlädt, biegen Sie nach links ab und fahren Sie weiter durch den Wald. Eine gewisse Zeit lang, auf einer Strecke von etwa 2 km, wird ihr Weg von Fußwanderwegen begleitet: zuerst vom gelben und blauen (ca. 700 m), danach nur vom gelben (ca. 700 m) und auf der letzten Teilstrecke vom grünen Weg. Die Wanderwege nehmen ihren Lauf, fahren Sie währenddessen die ganze Zeit nach Norden. Nach einer Entfernung von 1,5 km erreichen Sie eine ausgedehnte Lichtung, nach einer kurzen Weile finden Sie sich inmitten der Gebäude von Dąbrówka wieder.
17.0 km Dąbrówka
Das Dorf erstreckt sich entlang des gewellten Randes der Garwolińska-Ebene. Die Böschung wird von kleinen Tälern durchzogen. Der Name selbst, „Dąbrówka” kommt vom Ausdruck „debrza”, der eine Schlucht oder einen Hohlweg bezeichnet. Biegen Sie nach links ab, in die Karczewska-Straße. Sehr bald werden die Häuser von Feldern ersetzt, nach einem weiteren Kilometer finden Sie sich erneut im Wald wieder. Folgen Sie jetzt dem gekennzeichneten Radweg. Der Weg wird langsam sandig. Die sanfte Auffahrt führt Sie auf die Erhebung des Berges Dąbrowiecka Góra.
19.0 km Dąbrowiecka Góra
Wegen der Farbe des Sandes, aus dem sie aufgebaut ist, wird die Düne auch Weißer Berg genannt. Wenn Sie sich einen Moment lang wie in der Wüste fühlen möchten, tauchen Sie rechts vom Weg ab, auf der westlichen Seite der Erhebung. Der feine Sand weht dort frei durch die Zwergkiefer.
Vor einigen Dutzend Jahren beschloss die deutsche Armee diese Erhebung als vorteilhaften Verteidigungspunkt anzusehen. Auf dem Berg Dąbrowieckia Góra befinden sich zwei der am besten erhaltenen Bunker der deutschen Verteidigungslinie aus dem Jahre 1944. Befestigungen des sogenannten Brückenkopfes Warschau begann man bereits 1941 zu bauen. Die Arbeiten wurden jedoch nach den Erfolgen der deutschen Armee an der Ostfront verworfen. Das gesammelte Material wurde zum Bau des Atlantikwalls geschickt. Als die Deutschen sich 1944 eilig unter dem Druck der Roten Armee zurückzogen, wurde die Befestigung in Eile fertiggestellt, aber es war zu wenig Zeit. Zwischen dem 27. und 30. Juli 1944 durchbrachen die Russen die deutsche Verteidigungslinie auf dem schwach besetzten Abschnitt bei Dąbrówką.
Die sanfte Abfahrt endet auf einer Kreuzung von Wegen und Straßen. Biegen Sie rechts ab, wenn Sie bereits genug haben, Sie erreichen dann den Bahnhof in Pogorzela Warszawska (4,5 km). Wir ermutigen Sie jedoch zur Fahrt geradeaus, den Zeichen des schwarzen Wegs folgend, der in Richtung Otwock führt. Anfangs fahren Sie auf einem breiten Waldweg. Einen Kilometer weiter biegt der Weg nach links ab und verläuft – im Zick-Zack durch Waldstücke – im Schatten der Birken. In den Ästen streiten Eichelhäher häufig sehr laut. Wenn Sie Glück haben, sehen Sie eine Rehherde eine Waldschneise passieren.
22,0 km „Torfy”-Stützpunkt
Im alten Gebäude der Försterei wurde ein Zentrum für Umweltkunde des Masowischen Landschaftsschutzparks eingerichtet (Karczew, ul. Torfy 2, Sommerferien Sa.-So.: 9.00-14.00, von September bis Juni Schulausflüge, aber es gibt kein Problem, sich an eine Gruppe anzuhängen, Tel. 22 799 26 94 DW 103). Nach vorheriger Vereinbarung werden hier Lehrveranstaltungen für Schulen und andere organisierte Gruppen abgehalten. Die größte Attraktion des Stützpunktes ist der 1998 gegründete Rückzugsort für Tiere. Hier finden Tiere, die aus verschiedenen Gründen Hilfe bei der Rückkehr in die Natur benötigen: verletzte Rehe, Vögel, die aus ihren Nestern gefallen sind sowie andere „schwere Fälle” Schutz.
Fahren Sie weiter den schwarzen Zeichen nach, die in Kürze nach links abbiegen, in eine breite Waldschneise, die am Rand des Reservats „Torfy” entlang führt. Der Weg wird von Schildern des Waldkundewegs begleitet. Nach 800 Metern erreichen Sie eine Aussichtsplattform.
23,0 km Reservat „Na Torfach”
Ein Streifen sumpfigen Torfmoores zieht sich entlang des Weichseltals – von der Umgebung Osiecks bis nach Otwock. Der Großteil der Sümpfe wurde melioriert, man kann hier jedoch immer noch die zauberhafte Landschaft des Torfmoores bewundern.
Der kleine Teich, an dem Sie stehen, wurde trotz des Eindrucks nicht von der Natur geschaffen. Die Vertiefung entstand infolge der Torfgewinnung. Das Wasser fließt aus einigen kleinen Quellen am nördlichen Ufer des Abbauraums in sie hinein. Zahlreiche Halbinseln und Inseln sind von Erlen- und Birkengruppen bewachsen. Auf den höher gelegenen Standpunkten erblicken Sie Pappeln, Kiefer und Eichen. Der kleine Teich ist zusammen mit seiner nächsten Umgebung ein Rückzugsgebiet für Wild. Hier nisten einige Dutzend Vogelarten. Am einfachsten ist es, die majestätischen weißen Schwäne zu beobachten. Die in den Löchern der ufernahen Bäume wohnenden Spechte machen sich durch ein weit vernehmliches Klopfen bemerkbar. Zu den Faunaseltenheiten des Reservats gehören die Sumpfschildkröte und die Schlingnatter. An der Umgebung des Teichs haben auch größere Tierarten Gefallen gefunden, unter anderem Elche. Wenn Sie das Leben in der Natur beobachten wollen, begibt man sich am besten im Morgengrauen hierher. Jedoch lädt diese bezaubernde Ecke auch mitten am Tag zu längeren Beobachtungen der Natur ein.
Kehren Sie auf der Waldschneise zurück in Richtung Forsthaus, kreuzen Sie die Kreuzung der Waldwege und fahren Sie nach Nordwesten in Richtung des bereits nahe liegenden Otwock. Zu ihrer Route stößt ein blauer Fußwanderweg hinzu, einen Moment darauf taucht zwischen den Kiefern Villenbebauung auf.
25.0 km Soplicowo
Sie erreichen Otwock durch eine der schönsten Siedlungen. Die Kolonie der Beamtenhäuser wurde in den zwanziger Jahren erbaut. Der blaue Weg irrt durch enge Gassen, führt dann auf die ul. Poniatowskiego, weiter führen die ul. Filipowicza und ul. Armii Krajowej auf den Ihnen bereits bekannten Bahnhof.
28,5 km Bahnhof in Otwock
Wenn Ihnen der Ausflug gefallen hat, kommen Sie wahrscheinlich noch mehr als einmal hierher. Auf Sie und Ihr Fahrrad warten viele andere Routen.
Praktische Informationen
Gastronomie
Karczew: Restaurant Rokola, Rynek Zygmunta Starego 24, tel. (22) 780 65 42
Otwock: Pizzeria Metropizza, ul. Karczewska 10, tel. (22) 779 32 71
Otwock: Restaurant M-kwadrat, ul. Matejki 2, tel. (22) 719 62 60
Otwock: Restaurant Zalesin, ul. Ambasadorska 14, tel. (22) 788 92 47
Übernachtungsmöglichkeiten
Otwock: Büro des Tourismusservice, ul. Poniatowskiego 1, Tel. (22) 779 31 05; hilft bei der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten in Ferienzentren und privaten Quartieren
Otwock: Hotel Villa Otwock, ul. Wspaniała 47, tel. (22) 788 05 88