Beim Klang von Waffen und Musik
Ciechanów ist eine der ältesten Städte Masowiens. Die Stadtrechte erhielt es im 18. Jhdt., die von Archäologen gefundenen Spuren der Besiedlung stammen jedoch aus Zeiten, die 600 Jahre früher zurückliegen. Die am nördlichen Rand Masowiens gelegene Burg entwickelte sich als Handelssiedlung, war jedoch gleichzeitig Angriffen der Pomoranen, Preußen, Jatwinger und dann der Kreuzritter ausgesetzt. Durch die Stadt gingen auch schwedische und napoleonische Armeen durch, auch der Erste und Zweite Weltkrieg verschonten sie nicht. Trotz der Turbulenzen in der Geschichte Ciechanóws haben sich viele interessante Andenken an die Vergangenheit erhalten.
Auf den Wiesen an der Łydynia erheben sich die roten Mauern der Masowischen Herzogburg. Die Festung wurde im 15. Jhdt. auf Anweisung des Herzogs Janusz I erbaut. Ein ernstes Problem für die Baumeister stellte der morastige, sumpfige Grund im Flusstal dar. Da eine Senkung des Gebäudes verhindert werden sollte, wurden Holzpfähle eingesetzt. Bis in unsere Zeit haben sich von der Burg die rechteckige Außenmauer und zwei runde Wehrtürme erhalten. Der südöstliche von diesen erfüllte einst die Rolle eines Gefängnisses, der westliche hingegen, Arsenal genannte, diente der Abwehr. Das Schloss ist eine Abteilung des Museums der Herzöge Masowiens, die aber für die Dauer der Revitalisierung für Besucher nicht zugänglich ist. Es kann jedoch, wie in jeder Festung, die etwas auf sich hält, der Geruch von Schießpulver, Klang von Waffen und ritterliche Feste auch in Ciechanów nicht fehlen. Daher finden am ersten Samstag im September auf den Burgwiesen Treffen mit dem Mittelalter statt. Zahlreiche Ritterturniere zeigen die Kampffertigkeit der hergereisten Ritter und wecken viele Emotionen. Es wird auch mittelalterliches Handwerk präsentiert. Es finden Vorstellungen der Wollspinnerei und Weberei bei einem Web-Workshop statt. Emotionen wecken auch die Falkenvorstellungen, Inszenierungen unter den Titeln "Revolte Masowiens" und "Begräbnis des Herzogs Miecław”, aber auch die Pferdeturniere.
In der ersten Septemberdekade findet in der malerischen Szenerie des Masowischen Herzogschlosses das Theaterfestival Dionizje (dt. Dionysien) statt. Es nehmen Theatergruppen, die neue Ausdrucksformen suchen, daran teil. Viele Vorstellungen finden auf den Straßen der Stadt statt. Außerdem werden Freiluftveranstaltungen und Konzerte für einige tausend Menschen organisiert.
Die Burg liegt nahezu im Zentrum Ciechanóws. Unweit davon befindet sich ein rechteckiger Marktplatz, auf dem das neogotische Rathausgebäude aus der Mitte des 19. Jhdts., das wahrscheinlich von Henryk Marconi projektiert wurde.
Es lohnt sich, das Museum des Masowischen Adels zu besuchen, dass sich im gemauerten Haus aus dem Jahr 1924 bei der Straße ul. Warszawska 61a befindet. Auf drei Stockwerken wurde eine Reihe interessanter Ausstellungen eingerichtet. Freunde von Archäologie wird die Rekonstruktion eines Grabs aus dem Neolithikum sowie Bronze-und Silber-Frauenschmuck; manche davon sind zweieinhalb tausend Jahre alt. Die Ausstellungen der Töpferei und des volkstümlichen Handwerks bringen die reiche volkstümliche Tradition der Region näher. Es gibt hier auch eine Ausstellung von landwirtschaftlichen Maschinen, Geräten und Fahrzeugen aus dem 19. und 20. Jhdt. Sehr interessant sind die mehr als hunderttausend Miniaturgegenstände und Haushaltsgeräte, die sorgfältig von Herrn Kazimierz Bobiński vorbereitet wurden. Im Museum werden auch interessante Judaica präsentiert, die ein Andenken an die jüdische Gesellschaft Ciechanóws vor dem Krieg ist. Eine naturkundliche Ausstellung darf auch nicht fehlen – Kinder bleiben immer länger vor den Insektenschaukästen und der Ausstellung, die den Vögeln und Säugetieren aus den nahen Wiesen, Sümpfen und Wäldern gewidmet ist. Das Institut organisiert monatlich (ausgenommen die Ferienzeit) musealische Treffen, zu denen bekannte Künstler und Wissenschaftler eingeladen werden.
Über dem Zentrum thronen die Türme zweier Kirchen. Beide spätgotischen Bauten wurden im 16. Jhdt. erbaut. Die Kirche Mariä Heimsuchung gehörte ursprünglich zum Augustinerorden. Die Versammlung beteiligte sich maßgebend an der kulturellen Entwicklung und Hebung des Bildungsniveaus in Ciechanów. Die Brüder führten eine in ganz Masowien bekannte Schule. Die reiche klösterliche Buchsammlung raubten die Schweden während der Invasion. Die Kirche selbst wurde zu dieser Zeit ernsthaft beschädigt. Der Großteil der spätbarocken Innenausstattung stammt aus dem 18. Jhdt. Die das Innere schmückenden Polychromien wurden 1920 von Władysław Drapiewski angefertigt. Die Pfarrkirche der Mariä Geburt war ebenfalls nicht nur einmal Szenerie historischer Ereignisse. In den Anfängen des 18. Jhdt. wurden während einer Versammlung in den Mauern der Kirche einige Adelige umgebracht. Hundert Jahre später wurde fast die gesamte Ausstattung der Kirche von den napoleonischen Soldaten abgebrannt. Während des Ersten Weltkriegs richteten die Deutschen in der Kirche ihr Kriegsspital ein. Auf den Wänden der Pfarrkirche haben sich einige aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammende Epitaphe erhalten. Dort wurden auch Tafeln angebracht, die an die wichtigsten Momente in der Geschichte der Stadt erinnern Nördlich der Kirche, auf dem hohen Ufer der Łydynia, befindet sich eine frühmittelalterliche Burganlage aus dem 10.-12. Jhdt, die Farska Góra genannt wird. 1889 wurde auf ihr ein neogotischer Glockenturm aufgebaut. Von dort aus erstreckt sich eine schöne Aussicht auf das Tal der Łydynia.
Ein wichtiger Animateur des kulturellen Lebens in Ciechanów ist das Zentrum für Kultur und Kunst. In der Galerie C werden interessante Zeitausstellungen organisiert. Das Zentrum ist auch Mitorganisator vieler interessanter zyklischer Veranstaltungen. In der ersten Junidekade finden in Ciechanów die Internationalen Chortreffen statt. Die Folklore-Treffen „Kupalnocka” beinhalten nicht nur Ciechanów, aber auch Płońsk, Glinojeck sowie Serock. Manche der Konzerte gebenden Gruppen kommen aus sehr entfernten und exotischen Ecken der Welt. Eine viel intimere Atmosphäre haben die im November stattfindenden Blues-Treffen, „Blues na dołku” (dt. Blues am Tief). Die im ganzen Land renommierte Veranstaltung findet am letzten Samstag vor der Andreasnacht statt.
Muzeum Szlachty Mazowieckiej (Museum des Masowischen Adels)
ul. Warszawska 61a, tel./fax (23) 672 55 87, 672 94 58
www.muzeumciechanow.pl
Centrum Kultury i Sztuki (Zentrum für Kultur und Kunst)
ul. Strażacka 5, phone: (23) 672 42 96
www.ckisz.ciechanow.net.pl
www.um.ciechanow.pl