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Ein Spaziergang durch den Kampinoski-Urwald

Ein Elch in dem Kampinoski-Urwald Ein Elch in dem Kampinoski-Urwald

Granica – Kampinoski-Urwald

Schon hinter der belebten Hauptstadt liegt der Kampinoski-Urwald, der am 16. Januar 1959 gegründet wurde. Er ist der zweitgrößte Urwald in Polen. Sein Ziel ist der Schutz der am besten erhaltenen Binnendünen Europas sowie der natürlichen Wald- und Moorflächen. Im Gebiet des Urwaldes leben über drei Tausend Tiergattungen, u. a. Elche, Biber, Luchse, Schreiadler, Schwarzstörche und Kraniche. Man findet hier viele Gedenkstätten aus den Jahren 1863, 1939, 1944. Der Kampinoski-Urwald liegt nordwestlich von Warschau in Urstromtal der Weichsel. In der Landschaft dominieren Dürren und Moore. Das Gelände wurde in der postglazialen Zeit vom Wasser, das vom schmelzenden Gletscher in einem 18 Kilometer breiten Gletscherbett ablief, geformt. Sandige Gleithänge bilden das gegenwärtige Gelände der Dünen und sind vor allem von Kiefernwälder bewachsen. Alte Fluten bilden jetzt mit Erlen- und Birkenwäldern, Geländen von Seggen und mit Wiesen die Moore.

Die Tierwelt ist wirklich reich. Neben Elchen, die ein Zeichen von Kampinos sind (ein Elch ist auf dem Wappen des Nationalsparks zu sehen), kann man in den Wäldern und auf den Wiesen andere große Säugetiere wie Rehe, Wildschweine, Fuchse, Hirsche und Dachse treffen. Es gibt zahlreiche Ameisenhaufen und im Moorgebiet stören Touristen sehr oft die Mücken, man sollte also Insektenschutzmittel nicht vergessen. Man muss auch unter die Füße schauen, um nicht auf eine Viper zu treten.

Man fährt in die Ortschaft Granica, aus der der Ausflug durch den Urwald beginnt. Aus Warschau führt hierher die Straße Nr. 580 in Richtung Sochaczew. Nachdem man ca. 40 Kilometer gefahren ist, hält man in der Ortschaft Kampinos, um die Holzkirche zu sehen. Sie ist sehr gut vom Weg aus zu sehen, deshalb kann man sie problemlos finden. Sie wurde aus den Kiefern aus der Nähe von Kampinos im Jahre 1783 gebaut. Die Fassade erinnert an gemauerte Kirchen im barock-klassizistischen Stil. Auf der anderen Seite der Straße befindet sich das Pfarrhaus. Auf dem Friedhof findet man Gräber der Insurgenten aus dem Jahre 1863 und Soldaten aus dem Jahre 1939. Naben der Kirche sieht man einen klassizistischen Gutshof. 1863 regierte dort der Stab des Aufstands von Zygmunt Padlewski und während des letzten Krieges gab es hier die Grenzeinrichtung der Militärpolizei, weil in dem Kampinoski-Urwald die Grenze zwischen dem Reich und dem Generalgouvernement verlief.

Hinter Kampinos biegt man in den Kampinoski-Nationalpark ab. Man fährt bis zum Parkplatz in der Ortschaft Granica. Er ist gut geplant. Es gibt dort einen gastronomischer Punkt, Platz für ein Zeltlager, Spielplatz, Lagerfeuerplatz, Toiletten und einen Souvenirkiosk, wo man Führer kaufen kann. Es ist auch möglich, mit einer Kutsche durch den Urwald zu fahren. Den Preis verhandelt man individuell. Neben dem Forsthaus gibt es das Museum des Kampinoski-Urwaldes; es ist nur eines von vielen Objekten des Museal-Didaktischen Zentrums – einer 1990 gegründeten Bildungseinheit des Kampinoski-Nationalparks.

Im Museum gibt es zwei Ausstellungsräume, in dem einen werden  die Pflanzen aus dem Urwald gezeigt, in dem anderen die Tierwelt. Ein anderer Raum wurde den historischen Ereignissen, die im Gebiet des Urwaldes stattfanden und den Andenken, die mit den Ereignissen verbunden sind, gewidmet. Gegenüber dem Museum befindet sich eine Freilichtausstellung, die alle polnischen Nationalparks darstellt. In der Nähe sieht man das Freilichtmuseum des Urwaldbaus – drei alte Bauernhöfe mit Bauernhäuser, die mit Strohdach und Schindel bedeckt sind.

Die Gräber der gefallenen Soldaten der Polnischen ArmeeAuf einen längeren Spaziergang geht man am Anfang auf dem gelben Wanderweg, aber nur eine Weile, dann geht man weiter auf dem blauen und grünen Wanderweg. Man geht an dem ältesten  strengen Naturschutzgebiet „Granica“, das 1936 gegründet wurde, vorbei. Er besteht aus dem südlichen Streifen der Dünen und aus dem südlichen Streifen der Moore. Es wächst hier ein Kiefernwald mit einem Einschlag der Eichen, im sumpfigen Gebiet trifft man auch auf Hainbuchen, Schwarzbirken und Espen. Das Unterholz ist sehr wuchernd und der Boden sehr unterschiedlich. Es überwiegen die für Hochwälder typischen Gattungen. In dem Wald trifft man auf das Grab eines Soldaten aus dem Jahre 1939, das an die blutigen Ereignisse der Schlacht an der Bzura aus dem Jahre 1939 erinnert. Ein Teil der Armee „Łódź“ unter der Führung von General Thommée ging durch den Kampinoski-Urwald aus Leszno und Zaborów nach Norden – nach Modlin. In der selben Zeit drang die Großpolnische Brigade der Kavallerie unter der Führung von General W. Abraham, und mit ihr die Reste der Armee „Poznań“ (von General W. Bortnowski), durch die Hochwälder, Sand und Sumpfgebiet nach Osten – nach Warschau – vor. Der Feind griff von Süden, Norden und aus der Luft an.

Der Wanderweg führt am Rand des strengen Naturschutzgebiets entlang. Man erreicht die Ortschaft Narty und nähert sich dem 1940 gegründeten Reservat „Nart“, das heutzutage auch ein strenges Naturschutzgstrenge Naturschutzgebiet ist. Besonders schöne, hohe und gerade Kiefern wachsen hier neben Eichen und Hainbuchen. Im Mai duftet es hier wunderschön nach Maiglöckchen und die Blumen des Türkenbunds wechseln die Ausblicke ab. An der Kreuzung der Wanderwege folgt man den blauen Zeichen.

Man erreicht das strenge Naturschutzgebiet „Zamczysko“, wo man eine mittelalterliche Burg aus dem 13. Jahrhundert sehen kann. Man sollte näher kommen und den hohen, zylindrischen Hügel, der mit zwei Wall- und Grabenstreifen umgeben ist, besichtigen. Über die Holztreppe erreicht man den Ort, wo sich vor Jahrhunderten die Burg befand. Heutzutage sieht man nur die von alten Gräben geänderte Landschaft. Die Burg ist von einem jahrhundertealten Mischwald bewachsen. Man trifft hier alle Gattungen von Bäumen und Sträuchern, die man in einem Urwald erwartet. Auf dem Burgwall befindet sich ein Grab eines Soldaten der Polnischen Heimatarmee aus dem Jahre 1944.

In der Zeit der Besetzung (1939-1944) entstanden im Gebiet des Urwaldes zahlreiche Punkte der Widerstandsbewegung. Im Urwald fanden Übungen der Warschauer Truppen und Schulungen der Fähnriche statt. Oft kam es zu bewaffneten Gefechten.

Im Sommer 1944 sammelten sich in dem östlichen Teil des Kampinoski-Urwaldes die Truppen der Polnischen Heimatarmee, die 1300 Menschen zählten. Im Laufe der Zeit vergrößerte sich die Zahl auf 2500 Personen. Die Führung übernahm Major „Szymon“ (Józef Krzyczkowski). Am 2. August sollte die ca. 1000 Soldaten zählende Abteilung unter der Führung von „Szymon“ den Flughafen in Bielany besetzen. Der Angriff gelang nicht wegen Gefechtsüberlegenheit des Feindes. Später nahm die Gruppe „Kampinos“ an den Kämpfen während des Aufstands in Żoliborz teil, besonders am blutigen Angriff auf den Gdański-Bahnhof. Nach dem Rückzug in die Wälder folgte die Zeit der Kämpfe in der Nähe von Sowia Wola, Brzozówka, Pociecha, Sieraków und Truskaw. In den Händen der Aufständischen befand sich das Gebiet zwischen Wiersze, Roztoka, Cybulice und Małocice. Das Gebiet, ganz frei von den Besatzern, nannte man damals „Unabhängige Republik von Kampinos“. Ende September zog sich die Gruppe „Kampinos“ (unter der Führung von Major „Okoń“, Alfons Kotowski) wegen des großen Drucks des Feindes aus dem Kampinoski-Urwald ins Kielcer Bergland zurück. Die Mehrheit der Gruppe wurde bei der Überquerung des Błoński-Weges und der Bahnlinie in der Schlacht bei Jaktorów geschlagen.

Von der Burg geht man auf den Wanderweg zurück. Diesmal folgt man den roten Zeichen. Der Weg führt durch sumpfige Gebiete. Nach Regen sollte man entsprechende Schuhe anziehen und im Frühling ein Insektenschutzmittel nicht vergessen. Ein trockeneres Gebiet befindet sich neben der Kiefer der Aufständischen aus dem Jahre 1863. Sie stürzte wegen ihres Alters im Jahre 1984 ein; obwohl nicht viel von ihr geblieben ist, ist sie ein wichtiges Geschichtsdenkmal. Sie befindet sich am Rand der Ortschaft Górka. Auf diese Kiefer hängten die zaristischen Soldaten die Überlebenden aus der Gruppe der Aufständischen, die die Schlacht bei Zaborów Leśny schlugen.

Im Frühling 1863 hatte Jarosław Dąbrowski, der in der Warschauer Zitadelle inhaftiert wurde, einen Plan der Festungsbesetzung während Ostern (nach dem alten Brauch) geschmiedet. Den Angriff sollte eine aufständische Truppe aus dem Kampinoski-Urwald unter der Führung von Walery Remiszewski leiten. Die Insurgenten erreichten Warschau, aber der Feind – der davon früher wusste – verstärkte die Wachsamkeit und Remiszewski bekam den Befehl, sich in den Urwald zurückzuziehen. Die Truppen marschierten von Babice – über Lipków nach Truskaw – in die Wälder. Die zaristische Armee folgten ihnen. Am 24. April wurde neben dem Dorf Gać Zabotrowska (heute Zaborów Leśny) eine Schlacht mit überwiegenden Kräften des Feindes ausgetragen. 72 Insurgenten, zusammen mit Walery Remiszewski, starben. Die Leichen der Toten wurden in einem gemeinsamen Grab auf der Spitze einer Düne neben dem Forsthaus begraben. Der Rest der Ramiszewski-Truppe wurde in Gefechten bei Gorka und Stara Dąbrowa geschlagen. In den Wäldern liefen sie noch lange umher. Sie wurden von Kosaken gefangen und ohne Gericht erhängt oder erschossen. Es war genau die Kiefer am Rand von Górka, die die Rolle eines Galgens erfüllte. Auf den Dünen an den Straßen wurden immer mehr kleine Gräber gestellt. Die Bewohner begruben die Toten auf dem Friedhof in Kampinos.

Neben dem Kiefer gibt es noch Kreuze und eine Kapelle am Rand des Dorfes. Es befinden sich dort auch Bänke und Überdachungen. Nach einer kurzen Erholung geht es weiter.

An der Kiefer der Insurgenten wechselt man wieder den Wanderweg und folgt den grünen Zeichen – erst geht man auf dem Weg, dann auf dem schmalen Pfad und nach einer Weile befindet man sich wieder auf dem Weg. Man erreicht am Ende das strenge Naturschutzgebiet „Nart“. Weiter gehen wir auf dem gemeinsamen Weg für die grünen und blauen Zeichen. Gleich vor der Ortschaft Granica tauscht man den Wanderweg gegen den gelben und kommt zum Parkplatz.

Wenn man entscheidet, im Urwald zu übernachten, sollte man am nächsten Tag noch einen Ausflug in Granica machen.
    
Vom Parkplatz biegt man links ab. Man fährt an dem Kriegsfriedhof vorbei. Er ist als ein Adler stilisiert. Es befinden sich hier Gräber von 800 Soldaten, u. a. aus dem 7. Regiment der Großpolnischen Pferdeschützen, die am 16. und 17. September 1939 starben. Die Friedhöfe in Babice, Borzęcin, Kampinos, Kiełpina an der Weichsel, Laski, Leszno, Pociecha, Wiersze, Wiktorów und Zaborów verstecken die Gräber vieler Tausender der im Gebiet des Kampinoski-Urwaldes während des Polenfeldzuges, der Besatzung und des Warschauer Aufstandes Gefallenen.

Hinter dem Friedhof gehen die Wanderwege in zwei Richtungen; man wählt jenen, der nach Westen geht. Am Anfang ist das ein Spazierpfand und man kann die ausdauernden Touristen treffen, aber nach ungefähr 1 Kilometer wird es ganz leer. Man geht in Richtung der Eiche der Insurgenten. Die Straße führt durch einen schönen Mischwald. Überall hört man die Geräusche der Vögel. Man erreicht die Eiche, auf der die zaristischen Kosaken während des Januaraufstands die Teilnehmer hängten.

Gleich hinter der Eiche führt der Weg am Waldrand. Man sieht eine wunderschöne Wiese mit alleinstehenden Baumgruppen. Es handelt sich dabei um die weitreichenden Torfmoore „Błota Bieliny“. Man sollte hier eine Pause machen, um das weite Gebiet zu bewundern. Die Wälder wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgeschnitten.

Nach einer kurzen Kontemplation geht man wieder in den Wald. Das ist wahrscheinlich die schönste Wegstrecke. Die Zeichen führen durch abwechslungsreiches Gelände, man geht an  Dünen vorbei. Immer wieder muss man Hügel besteigen oder hinuntergehen. Man erreicht das Ziel des Ausfluges, also die St.-Teresa-Eiche. Der Name der Eiche und der Düne stammen von der auf dem Baum hängenden Kapelle. Es gibt hier eine Überdachung und – leider – einen Waldweg, auf dem Autos und Motorräder fahren. Nach einer Pause kommt man mit demselben Weg zurück. Der ganze Ausflug dauert über drei Stunden. Die Strecke zählt ca. 12 Kilometer.

Praktische Informationen:

Warschau – Kampinos: 50 km. Der ganze Ausflug: 100 km
Die Besichtigung des Museums in Granica – 1 Stunde, der Ausflug durch den Urwald – 8 StundenUnterkunft:

Unterkunft:

Ferienbauernhof, Krystyna Perkowska, Kampinos, ul. Dolna 8 a, Tel. (22) 725 02 64

Ferienbauernhof, Halina Brzezińska and Zofia Gawlak, Kampinos, ul. Chopina 16, Tel. (22) 725 03 73, www.centrum.agroturystyka.pl

Andere Ferienbauernhöfe: www.agroturystyka-modr.mazowsze.pl

Gastronomie:

Bar „Czyściec“ , ul. Chopina 17, Kampinos

Cafe „Niebo“, ul. Chopina 11a, Kampinos

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