Der Lauf der Pilica bestimmte jahrhundertelang die südliche Grenze Masowiens. Der Fluss entspringt aus den Quellen im Krakauer-Tschenstochauer Hochland. Mit seinen 319 km Länge ist er der längste Zufluss der Weichsel. Der niedere, masowische Abschnitt beinhaltet ein Drittel der Gesamtlänge der Pilica. In diesem Teil hat der Fluss Flachlandcharakter. Er mäandert stark, bildet Inseln und malerische Altarme. Die durchschnittliche Breite des Flussbetts erreicht hundert Meter, es kommen auch drei Mal so breite Stellen vor. Die Pilica ist ein verhältnismäßig sauberer Fluss, der physiochemisch den Normen der ersten und zweiten Sauberkeitsklasse entspricht.
Das Tal der Pilica hat in ihrem unteren Abschnitt einen charakteristischen Bau. Das linke Ufer wird von einem hohen Rand begleitet, der aus Moränenlehm besteht. Die Böschung ist mit Dickicht bewachsen, auf der Hochebene erstrecken sich Obstgärten. Das rechte Ufer ist flach mit einer einige Kilometer breiten Ebene von Wiesen und Weiden.
Das müssen Sie sehen
Die natürlichen Bruchpflanzen im Flusstal sind Heimat vieler Vogelarten. An der Pilica trifft man auf zahlreiche Möwen, Küstenseeschwalben und Flussuferläufer. Häufen blitzen die türkisen Federn des Eisvogels am Ufer durch.
In Flussnähe kann man viele interessante Architektursehenswürdigkeiten bewundern. Erholen Sie sich in der aristokratischen Atmosphäre von Świdna, schauen Sie sich die interessante Ausstellung im Familiensitz von Kazimierz Pułaski an, in Winiary b. Warka, und begeistern Sie sich für die aus dem 18. Jhdt. stammende Kirche in Łęgonice. Wenn Sie im Herbst an der Pilica sind, bereiten Sie sich auf ein Festmahl vor. Die Äpfel aus den polnischen Obstgärten sind ein wahrer Gaumenschmaus. Man kann sie praktisch direkt vom Baum kaufen.
Bevor Sie starten…
Die Abfahrt auf der Pilica stellt keine größeren Schwierigkeiten dar, auch Kajak-Anfänger sollten ohne Probleme zurechtkommen. Natürlich heißt das nicht, dass man auf achtsame Beobachtung des Wassers verzichten kann. Je niedriger der Wasserstand, umso mehr beschwerliche Sandbänke treffen Sie unterwegs.
Route: Nowe Miasto a.d. Pilica – Mniszew
Wir schlagen Ihnen die Überquerung des praktisch gesamten masowischen Abschnitts der Pilica vor. Die vorgeschlagene Route hat 79 km, für ihre Überquerung sollte man 3 Tage einrechnen. Wenn Sie an einem Wochenende durchkommen wollen, beginnen Sie in Białobrzegi.
0,0 km Nowe Miasto a. d. Pilica
Die malerisch auf dem linken hohen Ufer der Pilica gelegene Stadt erhielt bereits 1400 die Stadtrechte. Die wertvollste Sehenswürdigkeit in Nowe Miasto ist die Barockkirche und das Kapuzinerkloster. Die dreischiffige Basilika wurde 1786 fertiggestellt, im nächsten Jahrhundert dann ausgebaut. Entsprechend den Regeln des Ordens ist das barocke Innere bescheiden, in einem dunklen braun gehalten. Die Bilder in den Altären stammen aus den Händen berühmter Künstler der Epoche: Franciszek Smuglewicz, Szymon Czechowicz und Józef Buchbinder. Im hiesigen Kloster verblieb – von 1892 bis zu seinem Tod achtzehn Jahre später – der charismatische Beichtvater und Gründer vieler Klosterorden, Vater Honorat Koźmiński. 1988 nahm der Papst Johannes Paul II. ihn in den Kreis der Seliggesprochenen auf. Nach Nowe Miasto kommen zahlreiche Pilger. Im Kloster kann man ein Museum, das seiner Gestalt gewidmet ist und den Beichtstuhl, in dem er die Beichte abnahm, besichtigen.
Ein charakteristisches Element der Landschaft von Nowe Miasto ist auch der spätbarocke Palast, der 1753 für General Franciszek Gronowski erbaut wurde. Er unterscheidet sich inmitten der anderen masowischen Residenzen durch einen halbrunden Risalit, der sich auf der Seite des zur Pilica abfallenden Gartens befindet. Der Risalit wird von einer barocken Attika gekrönt und von einer halbrunden Terrasse begleitet, die auf Säulen gestützt ist. Allerdings ist der Palast trotz seines Potenzials noch nicht bewirtschaftet und verfällt. Der Park ist jedoch für alle geöffnet, hier finden Veranstaltungen und Konzerte statt. An schönen Tagen erstreckt sich von hier aus ein ausgedehnter Ausblick auf das Flusstal.
Das Kajak wassert man am besten unterhalb der Brücke, da sich bei den Pfeilern bei höherem Wasserstand unsichtbare Holzpfähle befinden.
5.0 km Gostomia
Im Dorf befindet sich ein von einem Park umgebener, aus dem 19. Jahrhundert stammender Gutshof, in dem sich ein Hotel befindet. Hinter ihm mündet der Fluss Lubanka in die Pilica. Weiter unten bildet der Fluss malerische Mäander. Hinter der fünften Kurve erreicht er das Reservat „Tomczyce”. Der wunderschöne Mischwald, der sich durch eine steile und von Schluchten durchzogene Böschung charakterisiert, steht unter Naturschutz. Alte Kiefer stehen neben mächtigen Eichen und Lärchen, näher am Fluss wachsen Eschen und Erlen.
11.0 km Tomczyce
Fahren Sie unter der Brücke unter dem mittleren Joch durch. Auf Ihrer linken liegt ein malerisch auf der hohen Böschung gelegenes Dorf. Der spätklassizistische Palast wurde Mitte des 19. Jhdts. erbaut. Die sandigen Strände am anderen Ufer laden zum Baden ein.
17.0 km Górki, Świdno, Michałowice
Am rechten Ufer – das kleine Dorf Górki. Es lohnt sich, auf der anderen Seite des Flusses anzuhalten und einen kurzen Ausflug nach Świdno zu machen, das malerisch auf der Böschung hinter einem zwei Kilometer langen Wiesenstreifen gelegen ist. Es befindet sich dort ein Palast, dessen Erbauung man in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für Stanisław Antoni Świdziński, den Woiwoden von Rawa, begann. Der Palast und der ausgedehnte barock-klassizistische Park, der das Bauwerk umgibt, sind Privateigentum. Es gab Pläne, hier ein Konferenz-Freizeit-Zentrum einzurichten, diese wurden jedoch bis jetzt noch nicht in die Tat umgesetzt.
Der erste Eigentümer des Palastes in Świdno stiftete auch eine Kirche im nahe gelegenen Michałowice. Die barocke Kirche verbirgt in ihrem Inneren gut erhaltene illusionistische Gemälde.
23.0 km Dębnowola
Der Fluss fließt breit auseinander, im Flussbett sind einige Inseln verteilt. Hier ist es einfach, kleine, im Flussdickicht lebende Vögel anzutreffen: Eisvögel und Beutelmeisen.
24,0 km Brücke auf dem Weg Osuchów – Wyśmierzyce
27.0 km Przybyszew
Die Umgebung ist für den Anbau von Gurken und Zwiebeln berühmt. Über das am linken Ufer gelegene Dorf und die sie umgebenden Plantagen thront ein Kirchturm. Die neogotische Kirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, nach einem Entwurf von Konstanty Wojciechowski. In der Krypta ist der Held des Kościuszko-Aufstands begraben, General Antoni Madaliński.
Hinter Przybyszew nähert sich die Böschung an den Fluss, wodurch die das Tal mit einem steilen Ufer begrenzt. Auf der rechten Seite ist es flach. Wiesen und Weiden erstrecken sich Wiesen und Weiden in einem breiten Streifen, in der Ferne sind die Dächer von Dörfern zu sehen.
29.0 km Pacewo
Fahren Sie unter dem linken Joch unter der Brücke durch.
31.0 km Adamów
Die weitere Brücke ist ebenfalls auf der linken Seite zu durchfahren.
34.0 km Białobrzegi
Das sympathische Städtchen liegt am rechten Ufer, in gewisser Entfernung vom Fluss. Die Pilica fließt hier breit auseinander. Das Landschaftsbild des Tals wird von Gruppen von Weiden und Pappeln bereichert. In Białobrzegi passieren Sie zwei Brücken. Die ältere von ihnen – mit charakteristischen Bögen – befindet sich direkt vor der Stadt. Die neue Brücke, die Element der vor kurzem zur Benutzung freigegebenen Umfahrung ist, passieren Sie unterhalb der Stadt. Darauf verläuft die stark befahrene Straße von Warschau nach Radom. Es lohnt sich, in die Pfarrkirche zu schauen. Das Bauwerk ist relativ neu – es wurde Mitte des 20. Jhdts. nach einem Entwurf des bekannten Architekten Stefan Szyller. Im Inneren haben sich wertvolle Elemente der Innenausstattung erhalten, die von der vorherigen Kirche stammen: das barocke Taufbecken und die Seitenaltäre. Neben der Kirche steht ein hölzerner Glockenturm aus dem 18. Jhdt.
Im Sommer ist Białobrzegi ein belebter Ferienort. Im Pilicatal befinden sich viele Schrebergärten und Erholungszentren.
37.0 km
Am rechten Ufer - Ferienanlagen.
40.0 km Brzeźce
Die Pilica nähert sich wieder an die steile Böschung, von der Sie vor Białobrzegi abgekommen ist. Ihr Rand erhebt sich mehr als 20 Meter über dem Wasser.
41,5 km Brücke in Biejkowo
Brücke ist vielleicht zu viel gesagt. Die Überquerung der Pilica ist eher etwas für Mutige, selbst Fußgänger werden hier selten gesichtet. Passen Sie auf Ihren Kopf aus, herunterfallende Fragmente der Balken können eine unangenehme Überraschung sein. Die Renovierung der Straße und der Brücke selbst ist geplant.
44,0 km Brücke auf dem Weg nach Branków
46,5 km Brücke in Budy Michałowskie
Fahren Sie am rechten Ufer vorbei. Auf der gleichen Seite sind in der Ferne die Wälder der Majdan. Zum Schutz des wunderschönen Eichen-Hainbuchenmischwald wurde hier ein Reservat gegründet. In
50.0 km Biała Góra
Das Dorf verdankt seinen Namen (dt. Weißer Berg) der Düne, die ein attraktiver Aussichtspunkt ist. In den Wäldern in der Nähe des Dorfes liegen Ferienanlagen. Auf dem Fluss liegen einige Inseln, die von hohen Erlen bewachsen werden. Die heruntergekrachten Bäume können quer in der Strömung liegen.
61.5 km Warka
Die größte Stadt auf der Route liegt am linken Flussufer. Fahren Sie auf der linken Seite bei der Eisenbahnbrücke durch. Dahinter befindet sich das Gelände der ehemaligen PTTK-Anlegestelle. Eineinhalb Kilometer weiter wurde über die Pilica eine Straßenbrücke gelegt. Die Strömung ist an dieser Stelle künstlich verengt.
Die über zehntausend Einwohner zählende Stadt ist vor allem als Sitz der berühmten Brauerei und Geburtsort des Helden zweier Nationen – Kazimierz Pułaski – bekannt. Die auf dem stark befahrenen Handelsweg von Masowien nach Kleinpolen liegende Stadt erhielt die Stadtrechte im Jahr 1321. Der Name der Stadt kommt wahrscheinlich vom dort gebrauten Bier, das weit über die Grenzen Masowiens hinaus bekannt war. Angeblich soll im 16. Jahrhundert Papst Klemens VIII., der vor Übernahme der apostolischen Hauptstadt Nuntius in Polen war, das Bier aus der örtlichen Brauerei sehr gemocht haben. Auf dem Sterbebett wollte er anscheinend noch einmal davon trinken, da er flüsterte: „Biera di Warka”. Die an seinem Bett versammelten Priester nahmen an, dass es um eine Heilige geht, und begannen das Gebet: „Santa Biera di Warka ora pro nobis”. Der Kranke brach, als er das hörte, in Gelächter aus und das Geschwür, an dem er gelitten hatte, platzte und als Resultat begann Aldobrandini gesund zu werden.
Warka hat die historische Stadtplanung beibehalten. Bei einem quadratischen Marktplatz steht ein kleines klassizistisches Rathaus. Auf der Böschung, am Weg nach Kozienice, steht eine Pfarrkirche des hl. Nikolaus. Das Bauwerk ist am Anfang des 17. Jhdts. erbaut worden, aber weitere Umbauten beraubten sie ihrer stilistischen Eigenschaften. Im Inneren der Kirche haben sich interessante Spätrenaissance-Altäre erhalten. Das beeindruckendste Bauwerk ist die ehemalige Franziskaneranlage. In den Kellerräumen der barocken Kirche sind die masowischen Herzöge Trojden I. und Ziemowit II. sowie Danuta Anna – die Ehefrau von Janusz I. – begraben.
65.0 km Winiary
Im östlichen Teil der Stadt, im Stadtteil Winiary, fällt ein ausgedehnter Park zum Fluss hinab. Auf der Böschung befindet sich der sog. Weiße Palast (gegenwärtig Sitz des Kazimierz-Pułaski-Museums), der am Ende des 17. Jhdts. nach einem Projekt von Augustyn Locci. Am 4. März 1747 wurde Kazimierz Pułaski in Winiary geboren, der spätere Teilnehme der Konferenz und Held der Kämpfe um die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten. Das Museum versammelt Andenken, die mit der Gestalt von Pułaski und anderen Polen verbunden sind, die auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten tätig waren. Ausgestellt werden auch verschiedene stilvolle Möbel und Teppiche. Im ersten Stock des Gebäudes werden interessante Zeitausstellungen präsentiert. Unregelmäßig finden hier auch Konzerte klassischer Musik statt.
68.0 km Stara Warka (dt. Altes Warka)
Am linken Ufer der Pilica haben Archäologen eine Burg gefunden, die dem einige Kilometer entfernt liegenden Städtchen den Anfang gegeben hat. An das Wasser nähert sich erneut eine steile Böschung heran. Sie wird von einer großen Schlucht durchzogen, die Czarniecki-Schlucht genannt wird, zum Andenken an die von den polnischen Armeen mit den Schweden im Jahre 1656 geführte Schlacht benannt wurde.
69.5 km Boguszków, Pilica
Am rechten Ufer befindet sich das Dorf Boguszków, am linken Ufer die von Obstgärten umgebene Pilica. Die steile Böschung biegt hier nach Norden ab und bildet damit einen Arm des Weichseltals.
71.0 km Rozniszew
Am Rand der Wiesen steht eine neogotische Kirche. Hinter dem Dorf, auf der rechten Seite, entspringt der Trzebieński-Kanal. Die nicht sehr glückliche Nachkriegsinvestition nutzt das alte, mittelalterliche Flussbett. Am rechten Ufer sind in der Ferne hohe Dünen sichtbar, auf denen die Gebäude von Mniszew sichtbar sind.
75.5 km Ostrołęka
Von dem am linken Ufer liegenden Dorf stammte der mittelalterliche Kraftmensch Stanisław Ciołek. Jan Długosz gibt an, dass dieser auf den Turm der Krakauer Marienkirche die Glocke hinaufgetragen haben soll, die vierzig Menschen nicht heben konnten. Am rechten Ufer erstrecken sich wunderschöne, von Altarmen durchzogene Wiesen.
79.0 km Mniszew
Die Abfahrt endet neben der Brücke auf der Route Warschau – Kozienice, auf der rechten Seite. Wenn Sie noch Kraft haben, machen Sie sich zum Kriegs-Freilichtmuseum auf, das auf einer großen Düne am gegenüberliegenden Rand des Dorfes liegt. In den Tagen vom 9.-16.08.1944 fanden in der Nähe von Warka, Studzianki, Magnuszew und Mniszew schwere Kämpfe um den sogenannten Warka-Magnuszew-Brückenkopf statt. Die Erhaltung der nach Westen vorreichenden Position sollte den vereinten Kräften der 1. Armee des Polnischen Militärs und der Roten Armee einen Ausgangspunkt für die weitere Offensive nach Westen garantieren. Seit der Zeit seiner Entstehung in den siebziger Jahren ist das Museum etwas verfallen, ist aber weiterhin ein Paradies für kleine und große Jungen. Im kleinen Kiefernwald werden Waffen und Transportmittel, die während der Kämpfe um den Brückenkopf verwendet wurden, präsentiert. Es wurde auch ein Netz von Schützengräben, Erdhöhlen und Verhauen rekonstruiert.
Praktische Informationen
Fahren Sie mit ihnen
Warka: Klub kajakowy Korek, ul. M. Konopnickiej 7, tel. 504 878 209, www.kkkorek.yoyo.pl; Verleih von Ausrüstung, Organisation von Fahrten
Warka: Ster, ul. Mostowa 30, tel. (48) 667 22 81, 601 418 860, www.stero.pl; Kajakfahrten
Władysławów 11a b. Sochaczewa: Ekoturyzm Ökotourismus, tel. 602 265 239, www.przystan.ekoturyzm.pl, Organisation von Kajakfahrten, Verleih von Ausrüstung