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Saturday, 23 November 2024
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Płock

Płock Płock

Hier war Polens Hauptstadt

Plock ist eine der bedeutendsten Städte Masowiens. Warschau ist wie seine jüngere Schwester; schon im 7. Jahrhundert gab es in Plock ein Zentrum des heidnischen Kultes und zur Zeit der Regierung von Władysław I. Herman und Bolesław III. Schiefmund (1079-1138) wurde es zur Hauptstadt Polens. Seine prächtigste Zeit endete mit dem Anschluss Masowiens an den polnischen Staat. Von Bränden, Epidemien und letztendlich der schwedischen Invasion zerstört kam Plock völlig herunter und zählte in der Hälfte des 18. Jahrhunderts nur eintausend Einwohner. Im nächsten fing die Stadt wieder an, sich zu entwickeln, nachdem sie an Bedeutung als administratives Zentrum gewonnen hatte. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ließ man in der Vorstadt eine Petrochemie bauen, was die wirtschaftliche Entwicklung erheblich beschleunigte (vor der Stadtregierung stand seitdem jedoch ein großes Problem: der Umweltschutz). 1975-1998 erfüllte Plock die Rolle der Hauptstadt der Woiwodschaft. Heutzutage ist es mit seinen 130 Tausend Einwohnern die am dichtesten bevölkerte Stadt in Westmasowien und ein wichtiges Kulturzentrum zugleich. In Plock funktioniert eine Sinfonieorchester, das außer Konzerten der höchsten Schule der Musik ein Programm realisiert, welches das Interesse für Musik bei Jugendlichen wecken soll. Im Sommer, von Juni bis August, kann man überall in der Stadt die Klänge der Musik hören. Die Konzerte anlässlich des Sommer-Musikfestivals (Letni Festiwal Muzyczny) finden in verschiedenen Ecken der alten Teile Plocks statt. Das Sinfonieorchester zeigt dann seine Klasse und präsentiert unterschiedliche Musikformen: vom Kanon der klassischen Musik bis zu Jazzstücken, Operettenmusik und gegenwärtige Popmusik. Großer Beliebtheit erfreuen sich Freilichtauftritte, die zusammen vom Sinfonieorchester und dem Dramatischen Theater vorbereitet werden (www.posorkiestra.pl).

PlockDie wertvollsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind an der Böschung an der Weichsel, Wzgórze Tumskie genannt, versammelt. Vom hohen Ufer erstreckt sich ein wunderschöner Ausblick auf das ausgetretene Wasser der Weichsel (gestaut vom Staudamm in Leslau). Auf dem anderen Ufer befindet sich der Stadtteil Radziwie mit der größten Flusswerft in Polen. Am Horizont sieht man einen dunklen Fleck der Wälder der Gostyńskie-Seenplatte. Wzgórze Tumskie überragen gotische Türme des Masowischen Herzogsschlosses aus dem 14. Jahrhundert. Der niedrigere wird „Turm des Adels“ und der höhere, mit einem bauchigen, barocken Helm bedeckte, „Turm der Uhr“ genannt. Am Fuß eines Turmes fanden die Archäologen Spuren eines Steingebäudes, in dem wahrscheinlich im Jahre 1085 der spätere König Polens, Bolesław III. Schiefmund, geboren wurde. Das prachtvolle, gemauerte Schloss wurde dann zum Teil im 16. Jahrhundert infolge eines Böschungsrutsches zerstört. Wiederaufgebaut fungierte er bis zur schwedischen Invasion als Benediktinerkloster. Das Gebäude wurde mehrmals umgebaut. Heutzutage befindet sich dort ein Diözesanmuseum (Muzeum Diecezjalne; der zweite Teil des Museums befindet sich in einem neogotischen Gebäude aus dem Anfang 20. Jahrhunderts in der Tumskastraße 3a). Die Vielfalt der Ausstellungsstücke kann Schwindel erregen. Außer zahlreichen Skulptur- und Malereisammlungen aus verschiedenen Epochen, kann man hier u. a. alte, mysteriöse Ornate, eine einmalige Sammlung von Kontusz-Gürteln und wertvolle Inkunabel und Frühdrucke bewundern.
Das Bürgerhaus in der Tumskastraße 8 ist der Sitz des Masowischen Museums (Muzeum Mazowieckie). Die Besucher zieht vor allem die einzigartige Jugendstilsammlung an, die über elf Tausend Ausstellungsstücke enthält. Dazu gehören Möbelstücke, Nutzgegenstände, Keramik, Glas und Schmuckstücke. Im Museum kann man auch eine umfangreiche Sammlung der polnischen Malerei von der 19. und 20. Jahrhundertwende, u. a. Bilder von Julian Fałat, Juliusz Kossak und Józef Mehoffer besichtigen. Das Museum ist auch der Besitzer von einem alten Speicher in der Kazimierza-Wielkiego-Straße; exponiert werden dort interessante ethnografische Sammlungen aus der masowischen Region.

Auf Wzgórze Tumskie steht der Dom von Plock. Der Tempel wurde schon im 12. Jahrhundert errichtet, aber er war mehrmals umgebaut worden. 1901-1903 stellte Stefan Szyller sein Aussehen aus dem 16. Jahrhundert wieder her. Der Dom ist romanisch eingeplant, hat gotische Türme,Giebel und Kuppeln mit einer Laterne aus der Renaissance. Die prächtigen Malereidekorationen im Inneren führten Władysław Drapiewski i Czesław Idźkiewicz aus. Die Ausstattung des Tempels kommt aus verschiedenen Epochen. In der Vorhalle kann man eine Kopie der Bronzetür aus Plock aus dem Jahre 1154 bewundern, die von Bischof Alexander aus Malonne bestellt und gestiftet wurde. Die originelle Tür befindet sich seit dem 13. Jahrhundert bis heute in der orthodoxen St.-Sofia-Kirche in Groß-Nowgorod. Flachreliefs auf ein paar Dutzend bronzenen Tafeln stellen Szenen aus der Bibel, allegorische Bilder und die Gestalten von dem Stifter und Auftragnehmern dar. Der Dom ist nicht nur ein bedeutender katholischer Tempel, aber auch ein wichtiges Denkmal der polnischen Kultur – in der Königlichen Kapelle wurden Władysław I. Hermann, Bolesław III. Schiefmund und viele Herzöge aus Masowien und Plock begraben.

In der Kathedrale in Plock finden bedeutsame künstlerische Veranstaltungen statt. Für alle Musikliebhaber der mittelalterlichen Musik und uralten andächtigen Lieder findet im April das Festival der monodischen Musik (Festiwal Muzyki Jednogłosowej) statt. Im Programm stehen zum Beispiel liturgischer Gesang oder, immer beliebter, Gregorianischer Choral. Das Festival sammelt viele hervorragende Sänger, u. a. Tomasz Stańko, Marcel Peres, der Chor des Dorftheaters „Węgajty“ und der Gregorianische Chor der Dominikaner aus Warschau. 2006 war ein Kantor aus der Sixtinischen Kapelle, Roberto Colavalle, ein Gast des Festivals (www.pokis.pl). Im April und Mai, während drei Abenden, ist der Innenraum der Kathedrale voll vom Chorgesang. Während des internationalen Festivals „Tage der Chormusik“ („Płockie Dni Muzyki Chóralnej“) treten die besten Sänger aus Polen und anderen Ländern auf. Der Veranstalter und Leiter dieser Veranstaltung ist der Chor Pueri Cantores Plocenses (www.pcpplock.pl).

An jedem Dienstag ab Mitte Mai bis Mitte Juni kann man in dem Dom Orgelkonzerten zuhören. Hervorragende polnische und ausländische Interpreten spielen eine antike Orgel, die man zu den besten und größten romantischen Instrumenten in Polen zählt.

Hinter Wzgórze TumskieHinter Wzgórze Tumskie befindet sich die entzückende Altstadt. Ein paar von ihren Straßen wurden zu Spazierpromenaden umgebaut. Auf dem sich durch seine irreguläre Form unterscheidenden Narutowiczplatz befindet sich das alte Schloss der Bischöfe; heutzutage ist dort das Gerichtsgebäude. Gleich daneben steht ein klassizistischer Haus der Vorsehung, von Jakub Kubicki gestaltet. Der klassizistische Stil unterscheidet auch das Gebäude der damaligen Hauptwache aus dem Jahre 1837. An der Tumska- und Mostowa-Kreuzung steht der spätgotische Dom pod Trąbami; zu seinem Bau nutzte man Fragmente der städtischen Mauer. Vom Narutowiczplatz führt in Richtung des Alten Marktplatzes eine mit klassizistischen Bürgerhäusern bebaute Grodzkastraße, die zu einer Spazierpromenade umgebaut wurde. In der parallelen Małachowskistraße befindet sich die älteste Schule in Polen, die 1180 an der St.-Michael-Stiftskirche gegründet wurde. Zu dem Stanisław-Małachowski-Lyzeum gehören: ein gotischer Turm der alten Stiftskirche, ein romanisch-gotischer Flügel, ein jesuitischer Flügel aus dem 17. Jahrhundert (im 19. Jahrhundert umgebaut) und ein Seitenbau aus dem 20. Jahrhundert.

Der Alte Marktplatz in Plock ist ein rechteckiger, mit Bürgerhäusern aus dem 19. Jahrhundert bebauter Platz. An der nördlichen Frontfassade befindet sich das klassizistische Rathaus, das 1824-27 nach dem Plan von Jakub Kubicki errichtet wurde. Mit dem Marktplatz verbinden sich ein paar interessante Gestalten. Im sogenannten Berliner Haus 8 wohnte der Schriftsteller und Komponist Ernst Amadeus Hoffmann (1776-1822), der vor allem als der Schöpfer des „Nussknackers“ bekannt ist. Im Haus des Schutzengels hatte die selig gesprochene Schwester Faustyna Kowalska am 22. Februar 1831 ihre erste Offenbarung.

Jedes Jahr am Jahrestag des EU-Beitritts Polens findet auf dem Alten Marktplatz ein Europäisches Picknick statt. Außer Auftritten von Volksbands aus Partnerstädten wird die Kultur der einzelnen EU-Länder präsentiert. Zum krönenden Abschluss tritt ein polnischer Star auf.

Ein wichtiger Punkt auf der Kulturlandkarte von Plock ist der Strand an der Weichsel. Im Juli findet hier ein einmaliges Ereignis statt – das Internationale Roma Festival (Międzynarodowy Festiwal Romów), während dessen die besten zigeunerischen Bands aus Polen und aus dem Ausland Konzerte geben. Der Leiter des Abends ist die vielmals ausgezeichnete Artistische Zigeunerische Band ROMEN (Artystyczny Zespół Cygański ROMEN). Am letzten Wochenende im Juli treffen sich auf demselben Strand Liebhaber der elektronischen Musik. Während der drei Tage des Festivals AUDIORIVER nehmen sie an Konzerten und DJ-Shows teil. Man kann viele Musikgattungen hören – von Clubmusik über Hip Hop bis experimentelle Musik und abstrakte Computertöne (www.audioriver.pl). Ende September findet das Festival SkArPa statt, das dem in Plock geborenen Dichter und Essayisten Stefan Themerson gewidmet ist. Neben Vorlesungen und Filmvorführungen gibt es im Festivalprogramm auch Workshops, Ausstellungen, Spektakel und Konzerte.

Viel spricht dafür, dass Juni die beste Zeit für einen Besuch in Plock ist. Während der Geschichtstage von Plock (Dni Historii Płocka), die regelmäßig am ersten Wochenende im Juni stattfinden, breitet sich in der ganzen Stadt eine fröhliche Atmosphäre aus. Auf den Straßen der Altstadt kann man bunte Züge sehen und an vielen Darbietungen, Konzerten und Ausstellungen nehmen bekannte Musiker, Schauspieler, Künstler und Schriftsteller teil. Auf Wzgórze Tumskie geht die Zeit ein paar Jahrhunderte zurück; man kann die Arbeitsgeheimnisse der mittelalterlichen Handwerker kennen lernen und atemberaubende Kämpfe der Ritter bewundern. Auf dem Alten Markplatz herrschen gleichzeitig gegenwärtige Künstler. Es traten hier solche Pop-Musik-Stars wie Alphaville, Brainstorm oder Kim Wilde auf (www.pokis.pl).

Interessante Veranstaltungen und wertvolle Sehenswürdigkeiten verursachen, dass es sich lohnt, in Plock länger zu bleiben. Ein Aufenthalt in einheimischen Hotels ermöglicht den Besuch vieler attraktiver Orte in der Nachbarschaft.

Muzeum Mazowieckie, ul. Tumska 2, tel. (24) 262 44 92
www.muzeumplock.art.pl

Muzeum Diecezjalne, ul. Tumska 3a, tel. (24) 262 26 23
www.mdplock.pl


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