Was sieht man im Twardowski-Spiegel?
Das kleine Węgrów ist eine der am liebsten von Touristen besuchten Städte der Region. Es lohnt sich, für die wertvollen Sehenswürdigkeiten, interessanten Veranstaltungen und die sympathische Atmosphäre herzukommen. Dank der grenznahen Lage erhielt Węgrów bereits 1441 die Stadtrechte und wuchs in den nächsten Jahrhunderten an Kraft als Handels- und Handwerkszentrum. Seinen Wohlstand verdankte die Stadt den fürsorglichen Besitzern – der Kiszka-, der Radziwiłł- und der Krasiński-Familie. Bis zur Mitte des 17. Jhdts. war Węgrów das wichtigste Reformationszentrum in Podlachien. Bei dem hier tätigen arianischen Orden waren eine Druckerei, ein Seminar und eine Schule in Betrieb, aus der viele aufgeklärte Staatsbürger hervorgingen. Spuren des Kampfes um die Seele, der einst in der Stadt stattgefunden haben muss, kann man in den hervorragenden Kirchen Węgróws wiederfinden. Die beim Marktplatz stehende dreischiffige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt sowie der heiligen Peter und Paul wurde im 16. Jhdt. im gotischen Stil erbaut. Sie verbrannte Anfang des 18. Jhdt., aber es sind Presbyterium und zwei schlanke Seitentürme von ihr erhalten geblieben. In den Jahren 1703–1706 wurde die Kirche im Barockstil wiederaufgebaut, höchstwahrscheinlich nach einem Projekt von Tylman van Gameren. Die Arbeiten wurden von Karol Ceroni und Jan Reisner geleitet. Im Inneren der Kirche ist die wertvolle barocke Ausstattung erhalten. Die Wände und die Decke wird von tollen Polychromien von Michał Anioł Palloni bedeckt. Darauf wurden Szenen aus dem Leben der Muttergottes und Christus, aber auch viele heilige Gestalten und Kirchenväter dargestellt. Der berauschende Reichtum der Malereien sowie die auf ihnen dargestellten Dogmen, die von den Protestanten negiert wurden, sollte ein Werkzeug im Kampf mit der Reformation sein. In der Sakristei werden viele Porträts der Eigentümer Węgróws sowie der kirchlichen Würdenträger aufgehoben. Hier hängt auch der legendäre Twardowski-Spiegel. Angeblich benutzte der berühmte Magier diesen Metallspiegel um dem König Zygmunt August den Geist seiner verstorbenen Ehefrau, Barbara Radziwiłłówa zu zeigen.
Die barocke Kirche des hl. Petrus von Alcantra und Antonius aus Padua, die ursprünglich Teil der Klosteranlage der Franziskaner Reformatoren war, steht der Pfarrkirche im Hinblick auf Luxus um nichts nach. Die Kirche wurde in den Jahren 1693–1706 erbaut, höchstwahrscheinlich nach einem Projekt von Tylman van Gameren. Hier wird ebenfalls das Innere von reichen Polychromien von Michał Anioł Palloni geschmückt. In der Kuppel an der Kreuzung des Transepts und des Schiffes prahlt eine Szene des Letzten Gerichts, die eine der hervorragendsten Arbeiten des Malers ist. Das golden tropfende Epitaph von Jan Dobrogost Krasiński, das sich über dem Eingang zur Kapelle befindet, zieht ebenfalls die Blicke auf sich.
Auf dem ausgedehnten Marktplatz von Węgrów finden während des Jahres viele interessante Veranstaltungen statt. Im Juni zieht das Festival von Hochzeitstraditionen, zu dem Volksgruppen aus verschiedenen Seiten des Landes aber auch aus dem Ausland kommen, Freunde von Folklore an. Die lebendigen Auftritte auf der Bühne werden von einem Handarbeitsmarkt. Man kann hier nicht nur fertige Produkte kaufen sondern auch den Entstehungsprozess der Arbeiten beobachten und sogar unter dem Blick des Meisters seine eigenen Kräfte versuchen. Am dritten Sonntag im September findet in Węgrów das Brotfest statt. Das Ziel der Organisatoren ist es, den Zuschauern die mit dem Erntefest verbundenen Bräuche näher zu bringen. Wettbewerbe um das beste Landbrot und den schönsten Erntefestkranz schmücken die Auftritte der Folkloregruppen sowie den Jahrmarkt von Volkshandwerk. Nach Węgrów lohnt es sich auch in der Woche vor Palmsonntag vorbeizuschauen. Die auf dem Ostermarkt gekauften Palmen, Ostereier und Leckereien werden den Ostertisch schmücken.
