Es gibt wenig Waldkomplexe auf der Welt, die direkt am Rand zur Hauptstadt liegen. Umso mehr sollte man den Kampinoski-Urwald schätzen. Die Wälder, die die sandigen Terrassen des Weichseltals bewachsen, haben eine enorme Umweltbedeutung. Die Massen sauberer Luft über dem Urwald lassen die an den Abgasen erstickende Hauptstadt aufatmen. Das Walddickicht wird von vielen Tierarten bewohnt. Das Symbol des Parks ist der König der Urwaldsümpfe – der mächtige Elch. Es kommt vor, dass sich diese Tiere bis in die Vororte der Stadt verirren. An sonnigen Wochenenden funktioniert der Verkehr in die umgekehrte Richtung; tausende Warschauer, die sich nach Erholung inmitten der Natur sehnen, flüchten aus der Stadt in den Wald. Sie werden von gut bewirtschafteten Waldparkplätzen, Erholungsplätzen und einem Netz von Tourismuswegen erwartet.
1959 wurde auf dem Gebiet des Urwalds der Kampinoski-Nationalpark gegründet. Das zweitgrößte Naturschutzgebiet Polens besteht aus über 38 Tsd. ha Mosaiken verschiedenartiger Wälder und Wiesen.
Die vorgeschlagene Route kreuzt den Urwald nach Süden, wodurch Sie alle für diesen Teil Masowiens charakteristischen Landschaftsbilder kennen lernen – von den Weichsel-Altarmen über Dünenkomplexe und Sümpfe bis hin zu den landwirtschaftlichen Gebieten der Łowicko-Błońska-Ebene.
Länge der Route: 38.5 km
Kennzeichnung: gelber und grüner Fahrradweg, letzter Teil ohne Kennzeichnung
Schwierigkeitsgrad: leichte Route
öffentlicher Transport: Anfang der Route: Bahnlinie Warschau – Nasielsk; Ende der Route: Bahnlinie Warschau – Sochaczew
0.0 km Modlin
Vom Bahnhof führt der gelbe Fahrradweg (zusammen mit dem grünen Fußwanderweg) nach links, in Richtung der Brücke über den Narew. Nach der Überquerung der Brücke, lohnt es sich, hinter sich zu blicken. In den Wässern des Flusses spiegelt sich das rote Gemäuer der Festung Modlin wieder. Das mit seinen Maßen beeindruckende Bauwerk entstand aus der Initiative Napoleons heraus. Der Kaiser machte auf die strategische Bedeutung der Weichsel- und Narew-Arme aufmerksam. Nach dem Novemberaufstand bauten die Russen die Verteidigungsanlage deutlich aus, indem sie innere Wehrtürme und sechs Forte hinzufügten. Bis zum Ersten Weltkrieg entstanden um die Festung noch zwei Fortringe, von denen die entferntesten 8 km von der Festung lokalisiert wurden. In Modlin stationierten die russische, deutsche und polnische Armee. Während des Verteidigungskrieges 1939 verteidigte sich die Festungsbesatzung tapfer bis zum 29. September. Für die Besichtigung der Festung lohnt es sich, einen eigenen Ausflug zu bestimmen.
Nach einer Weile überqueren Sie die Brücke über die Weichsel. Gleich hinter der Brücke führt der Weg am nördlichen Rand des Reservats „Ruska Kępa” entlang. Auf der Haffterrase hat sich ein wunderschönes Fleckchen Weiden- und Pappelbruchwald erhalten.
Die Überführung hilft Ihnen dabei, die belebte Straße nach Danzig zu überqueren. Der Weg führt durch Felder in Richtung des Teichs Jezioro Dolne. Die längliche Gestalt des flachen Beckens erlaubt es, in ihm den Weichsel-Altarm wiederzuerkennen. Der Weg passiert den Teich von Norden und führt zwischen Feldern und Wiesen nach Kazuń Polski.
7.0 km Kazuń Polski
Biegen Sie auf der Kreuzung im Zentrum des Dorfes in die nach Südwesten führende Asphaltstraße ab. Hinter einer weiteren Kreuzung weichen die Häuser einem Kieferwald, aber bis zum Urwalddickicht haben Sie noch ein Stückchen. Nach nicht ganz einem Kilometer erreichen Sie das Dorf Czeczotki. Der gelbe Verbindungsweg erreicht hier die grünen Radwegzeichen, die den ganzen Urwald umfahren. Biegen Sie diesen folgend nach links ab. Der Feldweg führt Sie in den Wald hinein. Einige hundert Meter nördlich, in der Tiefe des Waldes, sind die Bauten des Fort VI verborgen, eines der Elemente des die Festung in Modlin verstärkenden Verteidigungsringes. Im Sommer 1939 führte das Militär hier Experimente mit dem größten durch Polen projektierten Geschütz durch. Der große Mörser schoss mit Geschossen eines Gewichts von 700 kg.
Fahren Sie weiter inmitten von Felder, biegen Sie nach rechts ab, nachdem Sie den Asphalt erreichen. Der Weg kreuzt das Dorf Jesionka und führt inmitten von mit Weidengruppen verzierten Feldern nach Adamówek. Die aus der Ferne sichtbare dunkle Wand des Waldes kommt immer näher.
13.0 km Adamówek
Nach dem Passieren der Gebäude kehrt der Weg zurück in den Wald und führt am Rande der Rückzugsorte der Tiere im strengen Naturschutzgebiet „Kaliszki” nach Osten. An einem heißen Tag lässt einen der Schatten im Wald nach der langen Fahrt in offenem Gelände aufatmen.
16,0 km Parkplatz in Palmiry
Von dem Waldparkplatz und Erholungsplatz führt der gelbe Radweg auf einem Asphaltweg in die Tiefe des Urwalds hinein. Richten Sie sich nach diesen Zeichen. Die schattige Straße Palmirska Droga biegt mit einem sanften Bogen nach Süden ab. Anfangs fahren Sie zwischen den die Dünen bewachsenden Kiefern, danach fahren Sie in Richtung der sumpfigen Niederung Wilcza Struga ab. Das abwechselnde Auftreten von Dünen und sumpfigen Niederungen ist eine charakteristische Eigenschaft der Urwaldlandschaft. Der Sand, aus dem die Haffterrasse der Weichsel aufgebaut ist, wurde vom aus dem Inlandeis fließenden Wasser hergetragen. Nach dem Weichen der Vergletscherung formten starke Winde die Dünen. Auf dem trockenen und nährstoffarmen Untergrund wachsen Bäume mit niedrigen Bedürfnissen. Die ursprüngliche Pflanzenwelt des Urwalds bestand aus Eichen-Hainbuchen- und anderen Mischwäldern, nach deren Rodung dominieren jedoch einheitliche Kieferwälder. Die Niederungen, aus denen der Sand hinausgeweht wurde (sogenannte Deflationsbecken) unterlagen der Versumpfung. Die darin wachsenden Erlen bilden charakteristische Baumgruppen. Im Frühling ist jede davon eine kleine Insel inmitten der breit ausgeschütteten Schneeschmelze.
Das Gelände hebt sich langsam. Der Weg kreuzt eine weitere, höhere und ausgedehntere Dünenkette.
20,5 km Friedhof in Palmiry
Der Friedhof in Palmiry ruft zur Nachdenklichkeit über die Leiden der Polen während des Zweiten Weltkrieges auf. Auf einer ausgedehnten Wiese wurden über zweitausend Personen, die von den Deutschen zwischen Dezember 1939 und Juli 1943 ermordet wurden, begraben. 1948 wurde in der Einöde von Palmiry (nach einem Projekt von Ewa Śliwińska und Romuald Gutt) ein Friedhof und Mausoleum eingerichtet, auf dem die exhumierten Körper der Massengräber des Kampinoska-Urwalds und der Chojnowski-Wälder begraben wurden. In Palmiry sind unter anderem der Vizepräsident von Warschau Jan Pohoski, der führende Aktivist der Polnischen Sozialistischen Partei Maciej Rataj und der Olympiameister Janusz Kusociński begraben. Die Museumsausstellung im Pavillon neben dem Friedhof ist der Geschichte der Kämpfe im September 1939 sowie den Partisanenverschwörungen und –kämpfen in der Region des Kampinoska-Urwalds gewidmet (Museum täglich geöffnet – außer montags und an Tagen nach Feiertagen – 10.00-17.00, Tel. 22 720 81 14). Den größten Eindruck hinterlassen die persönlichen Gebrauchsgegenstände, die während der Exhumierung gefunden wurden.
22.0 km Pociecha
Richten Sie sich weiterhin nach den Zeichen des gelben Weges. Über 100 Jahre lang existierte hier eine Waldsiedlung, und in ihr eine Kneipe zur Ermunterung am Straßenrand, die „Pociecha“ (dt. Trost) genannt wurde. Heute gibt es das Wirtshaus nicht mehr, aber der Parkplatz sowie der sympathisch arrangierte Erholungsplatz erfreuen sich großer Beliebtheit. Am Rande des Waldes steht ein Kreuz, das an die Kämpfe der Division der Polnischen Heimatarmee „Jerzyki” (dt. Mauersegler) erinnert. Die Kriegshandlungen fanden in dieser Gegend Ende August, Anfang September 1944 statt.
Der gelbe Fahrradweg führt zusammen mit dem blauen Fußwanderweg auf einem breiten Schotterweg nach Süden. In Kürze tauchen neben der Straße junge Aussetzungen auf. Noch vor einigen Dutzend Jahren bewirtschafteten Bauern aus dem nahe gelegenen Truskaw dieses Gebiet.
24.0 km Truskaw
Das große, vor Warschau liegende Dorf ist eines der am nächsten zur Hauptstadt gelegenen Ausflugsziele in das Urwaldgebiet. Auf dem kleinen Platz neben der Stadtbusschlaufe befindet sich ein an die Kämpfe des Zweiten Weltkrieges erinnerndes Denkmal. Es lohnt sich auf das gerade aus der Erde herausstehende deutsche Kanonenrohr zu achten.
Der Weg kreuzt das Dorf und vertieft sich erneut im Wald. Inmitten von Birken und Kiefer radeln Sie in Richtung Mariew. Dort führt der gelbe Weg zu den grünen Fahrradwegzeichen. Biegen Sie hinter diesen nach rechts ab. Der Weg führt auf einer Asphaltstraße durch Mariew und Wólka. Das offene Wiesengelände erfreut das Auge nach der langen Fahrt durch den Wald. Wählen Sie in Wólka – gemäß der Kennzeichnung des Weges – den direkt nach Zaborów führenden Schotterweg.
31.0 km Zaborów
In dem kleinen Dorf an südlichen Rand des Kampinoska-Urwalds haben sich einige interessante Sehenswürdigkeiten erhalten. Die Pfarrkirche der hl. Anna wurde 1791 nach einem Projekt von Hilary Szpilowski erbaut. Die dreiteilige Fassade des klassizistischen Gotteshauses wird von toskanischen Pilastern verziert. Im Inneren sind die klassizistischen Altäre aus dem Ende des 18., Anfang des 19. Jhdts. beachtenswert.
Hinter der Kirche befindet sich ein eklektischer Palast, der im Jahr 1903 für die Familie Goldstand nach einem Projekt von Franciszek Lilpop und Karol Jankowski erbaut wurde. Um den Palast herum erstreckt sich ein großer Landschaftsschutzpark. Die malerische Szenerie wurde in den Filmen „Lalka” (dt. Die Puppe) und „Kariera Nikodema Dyzmy” (dt. Die Karriere des Nikodem Dyzma) verwendet. Gegenwärtig ist das Objekt Privateigentum.
Neben den aktuellen Räumen der Schule steht eine alte Schmiede aus dem Jahre 1840. Das Gebäude änderte häufig seine Bestimmung. Noch im 19. Jhdt. wurde darin eine Schule eingerichtet, während des Zweiten Weltkrieges hatte die deutsche Armee ihren Gendarmerieposten hier.
In Zaborów verabschiedet sich der gekennzeichnete Weg. Fahren Sie auf der Asphaltstraße Nr. 888, die nach Święcice führt, nach Südosten.
34,0 km Hof in Pilaszków
Die typisch masowische, landwirtschaftliche Landschaft verschönert die gut erhaltene Hofanlage. Der klassizistische, gemauerte Hof wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts. für den Leibsekretär des Königs Stanislaus August, Franciszek Ryx, erbaut. Der treue Höfling empfing den letzten Herrscher Polens hier. Während der Kościuszko-Insurrektion waren die Anführer des Aufstands auf dem Hof zu Gast. Eben hier erhielt Jan Henryk Dąbrowski aus den Händen von Tadeusz Kościuszki die Nominierung zum General. Einige Dutzend Jahre später wohnte Mieczysław Marszewski hier. Das bekannteste Werk des hervorragenden Ingenieurs ist die Warschauer Poniatowski-Brücke.
Die Details der bunten Geschichte des Hofes kann man bei der Besichtigung des Inneren des Museum des polnischen Hofes kennenlernen (Tel. 22 733 80 00, täglich zwei Einlässe für organisierte Gruppen nach telefonischer Vereinbarung: um 12.00 und um 15.00).
Nach weiteren 2 km erreichen Sie die Straße Nr. 2. Biegen Sie nach links ab. Die aus Warschau nach Posen führende Straße ist sehr stark befahren, also ist es sicherer, auf dem Gehsteig zu fahren. Biegen Sie nach 700 m nach rechts ab. Der Asphaltweg führt sie zu Eisenbahnschienen. 300 m östlich befindet sich der Bahnhof.
38,5 km Bahnhof in Płochocin
Der Zug bringt Sie innerhalb einer halben Stunde in das Zentrum der Hauptstadt.
Praktische Informationen
Gastronomie
Modlin: Restaurant Brama Ostrołęka, ul. Obwodowa 1, tel. (22) 713 81 46
Truskaw: Restaurant Dziupla, ul. Falińskiego 6a, tel. (22) 722 65 43
Übernachtungsmöglichkeiten
Leszno: Centrum Szkoleniowo-Konsultacyjne BGŻ S.A. (Schulungs- und Beratungszentrum BGŻ S.A.), ul. Fabryczna 1, tel. (22) 725 67 00
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