Dort, wo Masowien endet
Das am nördlichen Rand Masowiens liegende Mława kann auf eine knapp sechshundertjährige Geschichte zurückblicken. Die Stadtrechte erhielt es 1429. Vom Anfang seiner Existenz an war die Stadt ein wichtiger Grenzpunkt und Zollstation. Wie die ganze Region, ging auch Mława nach der schwedischen Invasion unter. Die vorteilhafte Lage sorgte jedoch dafür, dass in der Zeit des Kongresskönigreichs eine erneute wirtschaftliche Belebung der Stadt stattfand. Das moderne Mława hat über dreißig tausend Einwohner. Als ein wichtiges Industriezentrum (hier werden unter anderem Fernseher produziert) hat es gleichzeitig den Zauber und den Charme der vergangenen Jahre erhalten.
Inmitten des großen Marktplatzes stehen das Rathaus und die Pfarrkirche. Die Dreifaltigkeitskirche wurde im 15. Jhdt. erbaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. wurde sie im neobarocken Stil umgebaut. Das barocke Rathaus wurde 1789 auf den Fundamenten eines älteren Gebäudes aufgebaut. Der charakteristische Turm wurde erst Mitte des vorigen Jahrhunderts angebaut. In den Fassaden des Marktplatzes haben sich einige interessante Sezessionsbürgerhäuser erhalten. In der Nähe des Markts, in der Straße ul. Żwirki, steht eine schöne Markthalle aus dem 19. Jahrhundert. Unter dem Holzdach des Gebäudes findet bis heute reger Handel statt. An einem heißen Tag tut es gut, im Stadtpark (zwischen den Straßen ul. Reymonta und ul. Wyspiańskiego) zu entspannen. Die zauberhaften Skulpturen im Sezessionsbrunnen beziehen sich auf die Geschichte von Mława. Im Juli feiert die Stadt ihr Fest; aus diesem Anlass finden hier interessante Konzerte, Wettbewerbe und Jahrmärkte statt.
Mława kann auf interessante Museen stolz sein. Das Museum des Zawkrzeńska-Landes ist eines der ältesten Institute dieser Art in Masowien – es setzt die Tradition des 1926 gegründeten Instituts fort. Obwohl die vor dem Jahr 1939 angehäuften Sammlungen während der Kriegshandlungen verloren gegangen sind, kann das Museum ruhig angeben. Die Ausstellung beinhaltet die Abteilungen: Geschichte, Natur und Kunstsammlungen. Inmitten der im Museum versammelten Sehenswürdigkeiten finden sich unter anderem: das zur Gänze ausgestattete herzogliche Grab aus dem 1. Jhdt. n. Chr., eine Granitbüste einer heidnischen Gottheit und ein mittelalterliches Einbaumboot. Der Stolz der Kunstabteilung sind die zahlreichen Bilder von Wojciech Piechowski (1849–1911). Die reiche Sammlung von masowischen Landschaften, Genreszenen sowie Porträts ist die einzige dauerhafte Galerie der Werke dieses Künstlers in Polen. Unter den Natursammlungen verdienen die Fragmente des Skeletts eines Waldelefanten von vor hunderttausend Jahren Beachtung. Der Riese hatte beeindruckende Maße – sein Vorderbein zählt drei Meter Länge!
Für Freunde von Militaria ist das private Museum der Familie Juszkiewicz die wichtigste Adresse, unter der Stücke, die mit der Geschichte der nationalen Freiheitskämpfe in den Jahren 1863–1945 zusammenhängen, versammelt sind. Der Großteil der Ausstellungsstücke stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Man kann hier viele Waffenarten, eine leichte Luftabwehrkanone und einen T-34 Panzer bewundern. In der Sammlung finden sich auch Uniformen, Porträts der Anführer sowie Dokumente und Berichte von Soldaten, unter anderem von der 1939 bei Mława kämpfenden Armee „Modlin”.
Der Besuch im Museum ist eine gute Einführung zum Ausflug auf die sog. Mława-Position. Die Anlage von mehreren Dutzend Bunkern ist zusammen mit den Überresten der Schützengräben und Panzer-Hindernissen die größte und am besten erhaltene Anlage leichter polnischer Fortifikation aus der Zwischenkriegszeit. Die Befestigungen wurden nördlich der Stadt lokalisiert, die vorteilhaften Naturbedingungen nutzend. Ein natürliches Hindernis stellte der bewaldete Stirnmoränen-Damm und das zu seinen Füßen fließende Flüsschen Mławka. Die Fortifikationsarbeiten wurden am 14. Juli 1939 begonnen und in großer Eile geführt. In Anbetracht des sich nähernden Krieges wurden die Befestigungen mit Abteilungen der 20. Division der Infanterie „Modlin” besetzt. Bereits am 1. September um 4 Uhr früh griff das Militär der 3. Deutschen Armee die Mława-Position an. Drei Tage lang schafften es die Deutschen trotz zahlenmäßiger und technischer Überlegenheit sowie Unterstützung aus der Luft nicht, die polnische Verteidigungslinie zu durchbrechen. Jedoch gab der Führer der Armee „Modlin“ im Angesicht der Bedrohung der totalen Umzingelung und Vernichtung durch die Abteilungen des Korpus „Wodrig”, der es geschafft hatte, die Sümpfe östlich von der Mława-Position zu besiegen, den Befehl, die Position zu verlassen und sich in Richtung Warschau zurückzuziehen. Die sich am 4. September zurückziehende polnische Armee trug schwere Verluste infolge von Luftangriffen davon. Zur Erinnerung an diese Ereignisse wurde auf der Erhebung zwischen Mława und der Ortschaft Uniszki Zawadzkie 1985 ein mächtiges Denkmal aufgestellt, das einen in den Kampf stürmenden Soldaten darstellt. Das Monument wurde von K. Zieliński entworfen. In dem sich daneben befindenden Bunker wurde eine Karte, die den Verlauf der Kriegshandlungen 1939 im nördlichen Masowien sowie eine Tafel mit den Namen der Erlegenen platziert. Die Besichtigung des Großteils der erhaltenen Befestigungen wird durch die Wanderung entlang des roten Fußwanderwegs möglich. Die in Mława beginnende Schlaufe ist 24 km lang.
Eine außergewöhnliche Art, die Umgebung Mławas kennenzulernen, ist ein Ausflug mit der Schmalspurbahn. Die 1915 in Betrieb genommene Schmalspurbahn brachte Passagiere nach Przasnysz und Maków Mazowiecki, sie bediente auch die örtlichen Zuckerfabriken. Nach vielen Jahrzehnten, im Jahre 2001, wurde der Betrieb eingestellt. Im Frühling 2006 führte die Lokale Tourismusorganisation Nordmasowiens den erneuten Betrieb der historischen Lok ein.
Muzeum Ziemi Zawkrzeńskiej (Museum des Zawkrzeńska-Landes)
ul. 3 Maja 5, tel. (23) 654 43 05
www.muzeum.mlawa.pl
Muzeum Juszkiewiczów (Juszkiewicz-Museum)
ul. Żwirki 32a, tel. (23) 654 33 47
www.mlawa.pl