Góra Kalwaria and Czersk
Góra Kalwaria und Czersk befinden sich ca. 40 Kilometer südlich von Warschau. Es führt dort der Weg Nr. 79, der bis nach Sandomierz führt, hin. Man sollte zuerst in Góra Kalwaria eine Pause machen. Die Stadtplanung ist außergewöhnlich. Die Stadt entstand in der Zeit des Barock. Die Basis des Raumplans ist das Kreuz. Für die senkrechte Achse legen sich die Kalwaryjskastraße und der Marktplatz zusammen, für die waagerechte die Dominikańska- und Pijarskastraße. An den Enden der Achsen befanden sich – analog zu Jerusalem – drei Klöster, die die Einfahrtstore in die Heilige Stadt symbolisieren sollten. Auf dem Schnittpunkt baute man eine Kapelle, die man Prälaten Haus nennt; heutzutage ist das die Heilig-Kreuz-Kirche. Sie wurde 1680 errichtet und 1791 umgebaut. Unter dem Altar befindet sich eine Krypta von Bischof Stefan Wierzbowski, dem Stadtgründer. Auf der anderen Seite der Grünanlage befindet sich das Rathaus und neben der Bushaltestelle – Markthallen und Jatki (Fleischmarkt) aus dem 19. Jahrhundert.
In der Ks.-Sajny-Straße befindet sich die Unbeflecktes-Empfängnis-Pfarrkirche. Sie wurde 1755-1759 im barocken Stil nach dem Projekt von Jakub Fontana gebaut. Der Innenraum ist sowohl im barocken als auch im Rokokostil gehalten. Die größte Beachtung schenkt man der schönen Rokokokanzel und dem Sarkophag des St. Walerian (aus schwarzem Marmor). Auf der rechten Seite hängt das in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gemalte Bild der Muttergottes aus den Bergen, die Gnädige Mutter des Trostes genannt wird. Im Keller wurde der Stifter der Kirche, Franciszek Bieliński, begraben. Der Hof wurde von der Straße durch einen gusseisernen Zaun mit einem Tor, über das – auf den Pfeilern – vier barocke Steinskulpturen von Franz von Assisi, Antonius von Padua, Johannes Capistranus und Bernarda Sieneński gesetzt wurden, getrennt. Neben der Kirche befinden sich Klostergebäude aus dem Jahre 1755. Gegenüber des Gotteshauses sieht man das damalige Schloss von Bischof Wierzbowski aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Heutzutage gibt es dort eine Filiale des Staatlichen Archivs.
Zu der barocken Antonius-von-Padua-Kapelle geht man derie St.-Antonius-Straße entlang, die sich hinter der Pfarrkirche befindet und in Richtung der Weichsel führt. In dem neobarocken Altar aus dem Jahre 1903 wurde eine barocke Skulptur vom heiligen Antonius und seinem Reliquiar in der Form einer Hand aus dem 18. Jahrhundert aufgestellt.
Wenn man in die Stadt aus Richtung Warschau einfährt, ist das alte Piaristenkolleg, das 1675 von Bischof Wierzbowski gestiftet wurde, zu sehen. Von der Kapelle geht man hier der Ks.-Sajny-Straße entlang. Auf dem Józef-Piłsudski-Platz rekonstruierte man 1989 die Büste von Piłsudski. Der Obelisk wurde von den Offizieren der Berittenen Artillerie der Polnischen Armee gestiftet und am 3. August 1931 zum Andenken an die Auszeichnung der berittenen Artilleristen mit dem Virtuti Miilitari nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg enthüllt. Er wurde auf Antrag des Stadtkomitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und des Vorsitzenden des Stadtnationalrats zerstört. Wenn man weiter die Ks.-Sajny-Straße entlanggeht, geht sie in die Szpitalnastraße über. Heutzutage befindet sich in dem Piaristenkolleg eine Sozialhilfestelle.
Man begibt sich wieder in Richtung Zentrum, diesmal derdie Pijarska-Straße entlang. In der Pijarskastraße 5 und 10/12 gab es damals eine Synagoge und einen Hof des Zaddik. Bis in unsere Zeit wurden nur gusseiserne Säulen erhalten. Im 19. Jahrhundert entstand in Kalwaria eines der bedeutendsten Chassidismuszentren in Polen. 1859 zog Icchaak Meir Alter, Gründer der ganzen Dynastie, zu der Pilger aus Polen und ganzem Europa ankamen, hierher. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde sogar eine Linie der Schmalspurbahn eröffnet, die die Pilger aus Warschau nach Kalwaria brachte. Ein Teilhaber war der Zaddik. Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Hof des Zaddik Abraham Mordechaj Alter, Abgeordneten und Senators, eines der mächtigsten Judaismus-Zentren in Polen. Am Anfang der Besatzungszeit schaffte Alter es, nach Jerusalem zu fliehen, wo er 1948 starb. Im Hof in der Pijarskastraße 10 steht ein Ziegelgebetshaus aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, das heutzutage als das Haus des Religionsstudiums der Familie Alter dient. Daneben befindet sich der alte Hof des Zaddik, des Gründers der Dynastie aus der Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Nähe des katholischen Friedhofs, in der Zakalwaryjskastraße, findet man den jüdischen Friedhof mit ein paar erhaltenen Grabsteinen und einem neugebauten Ohel (ein gemauertes Gebäude, das der Ort der Ruhe eines Zaddik ist). Der Friedhof ist mit der Piłsudskiego-, Kalwaryjska und Zakalwaryjskastraße zu erreichen.
Zurück zum Rathaus und auf dem grünen Wanderweg begibt man sich zur Kirche der Göttlichen Vorsehung aus dem Jahre 1674, die außerhalb der Stadt, in Marianki, liegt; sie war eines der Elemente von Kalwaria, die man den Abendmahlssaal nannte. Die Marianer kümmern sich um das Gotteshaus. Das originelle Gebäude wurde in beträchtlichem Maße umgebaut. Drinnen befindet sich der Sarkophag des Klostergründers – Priester Stanisław Papczyński. In dem nahe liegenden Park wurde der Kreuzweg mit 15 geschnitzten Kapellen abgesteckt.
Weiter geht man in die Weichselniederung auf dem grünen Wanderweg, der zwischen Gärten über die historische Große Landstraße führt. 8 Kilometer von der Kirche entfernt erreicht man das Schloss in Czersk. Die Motorisierten können dorthin mit dem Auto fahren. Wenn man der Straße Nr. 79 entlang in Richtung Sandomierz fährt, muss man gleich hinter dem Ende von Góra Kalwaria, hinter der Tankstelle, links abbiegen. Nach ein paar Minuten der Fahrt sieht man vor seinen Augen Czersk und seine malerischen Ruinen. Das Auto sollte man in der Nähe des Marktplatzes parken.
Über das Kirchengelände geht man zum Schloss. Die Kirche wurde 1805-1806 gebaut, der Turm wurde 1868 errichtet, aber die jetzige, neobarocke Form verdankt das Gotteshaus dem Umbau im Jahre 1900. Die Ausstattung kommt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Über die gemauerte Brücke, im Jahre 1762 von Franciszek Bieliński gebaut, geht man zum Schlossgelände. Der Schloss ist täglich zu besichtigen, am längsten von Mai bis August (8-20 Uhr), am kürzesten von November bis Februar (8-15 Uhr). Bei der Kasse kann man einen Schlossführer und andere ähnliche Bücher kaufen.
Das Schloss hat eine umfangreiche Geschichte. An Stelle der Holzgebäude fing man im 14. Jahrhundert an, ein gemauertes Schloss zu bauen. Der Bau dehnte sich wahrscheinlich ins 15. Jahrhundert aus. Der südliche Wehrturm diente angeblich als Gefängnis, in dem Konrad I. Heinrich I. und den ein paar Jahre alten Bolesław V. (später Bolesław der Schamhafte genannt) festhielt. Nach dem Anschluss des Herzogtums Czersk an Polen im Jahre 1526 gehörte das Schloss dem polnischen König. Im 16. Jahrhundert fand sein Umbau statt. Es wohnte hier die Königin Bona, die Weinberge und Gärten in der Nähe gründete.
Das Schloss war der Sitz der masowischen Herzöge. Wenn man durch das Tor geht, kann man eine kurze Pause neben der Tafel, die die Geschichte des Schlosses beschreibt, machen. Bis heute erhielt sich ein quadratischer Turm und zwei runde Wehrtürme. Es lohnt sich, ihre Giebel zu besteigen, damit man die gotische Mauer, die schmalen Fenster und den atemberaubenden Ausblick auf die Weichselniederung sehen kann.
Die Ruinen machen einen fantastischen Eindruck und der Ausblick, der sich ausbreitet, zeigt die Schönheit des masowischen Gebiets. Heutzutage zeugen nur sie von der alten Pracht der Stadt. Czersk wurde in der Hälfte des 13. Jahrhunderts zu dem wichtigsten Politik- und Religionszentrum Masowiens. Vor 1252 wurde hierher die Hauptstadt des Archidiakonats aus Grójec verlegt, die Stadt wurde zum Sitz des Kastellans und dann die selbständige Hauptstadt des Herzogtums Czersk. Ihren Fall, der bis zum 15. Jahrhundert dauerte, verursachte eine Naturlaune: die Weichsel veränderte ihren Lauf und entfernte sich von Czersk, was die Handels- und Verteidigungsbedeutung der Stadt verringerte. Die Stadtrechte verlor es im Jahre 1869.
Das ist aber lange vorbei. Das Schloss wurde von den Schweden in die Luft gesprengt. Ein Teil der schwedischen Truppen, der am 7. April 1656 bei Warka geschlagen wurde, verbarg sich hier und verbrannte nach drei Tagen die Stadt und zerstörte das Schloss. Ein paar Jahre später ergänzten die Kosaken und die Abteilungen von Rakoczy die Zerstörung. 1904 gingen die Ruinen in Eigentum des Denkmalschutzvereins über und eine Zeit danach wurden konservatorische Arbeiten durchgeführt.
Heutzutage veranstalten die Touristen auf dem Schlosshof Picknicke und bewundern die Spuren der alten Pracht der masowischen Herzöge. Es finden hier auch verschiedene Veranstaltungen statt, u.a. „Ritterturnier bei Hofe von Konrad I.“ (im Mai). Es gibt viele Legenden und geheimnisvolle Sagen, zum Beispiel über die flimmernden Lichter am Fuße der Burg. Eine Sage über einen im langen Kerker verstecken Schatz gibt es auch.
Weiter geht man an die Weichsel, die mit ihrer Laune die Pracht von Czersk wegnahm. Man fährt dieden alten Strecke zwischen Feldern und Obstgärten, in die Flussniederung, entlang. Eine gewundene Straße führt zum Ziel. Entlang der Betonplatten kann man die Hauptströmung erreichen und die Erfolge der Angler bewundern. Es lohnt sich, sich ans Überschwemmungsgebiet zu setzen und an den Naturklängen zu ergötzen. Man kann auch denm Weichselwall entlang spazieren gehen.
Praktische Informationen:
Warschau – Góra Kalwaria – Czersk – Fahrt an die Weichsel: zusammen 50 km. Der ganze Ausflug: 100 km
Die Besichtigung von Góra Kalwaria – 3 Stunden, vom Schloss in Czersk – 1 Stunde, vom Spaziergang aus Góra Kalwaria nach Czersk – ungefähr 3 Stunden, vom Spaziergang den Weichselwall entlang – ungefähr 1,5 Stunden
Hotel und Bar „Nad Wisłą”, Góra Kalwaria, al. Wyzwolenia 1, tel. (22) 727 16 29 „Euro-Motel”, Baniocha, Solec 157, tel. (22) 727 50 49, (22) 727 52 67 „Euro-Motel 2”, Góra Kalwaria, ul. Rybie 4, tel. (22) 727 49 91, (22) 717 93 93 Ferienbauernhöfe: www.gorakalwaria.pl, www.agroturystyka-modr.mazowsze.pl Pizzeria „Omega”, Góra Kalwaria, ul. Dominikańska 32, tel. (22) 717 85 03 Restaurant „Złoty Róg”, Góra Kalwaria, ul. Wojska Polskiego 37, tel. (22) 727 41 36 Restaurant „Villa Czersk”, Czersk, ul. Kraszewska 23, tel. (22) 736 21 88Unterkunft:
Gastronomie: