Torfe und Dünen
Die Sandterrassen des Weichseltals sind mit Zwergkiefern bewachsen. Seit Jahren bleibt die Umgebung von Otwock und Celestynów ein beliebter Ausflugsort der Bewohner der Hauptstadt. Es ist schwer zu entscheiden, ob das durch die Schönheit der Forstreviere, durch das gesunde Mikroklima oder durch eine günstige Verbindung mit der Hauptstadt verursacht wird.
Länge der Route: 13 km (kann bis zum 10,5 km gekürzt werden)
Markierungen: anfangs ein schwarzer, dann ein roter Weg
Anspruch: eine einfache Tour
Öffentlicher Verkehr: Bahnverbindung Warschau – Pilawa
0,0 km Bahnstation in Otwock
Von der im Jugendstil erbauten Bahnstation wandern Sie die Straßen von Otwock entlang der Markierungen des schwarzen Touristenwegs. Bald bemerken Sie, dass es ein besonderer Ort ist. In wie vielen Städten rauschen hohe Kiefer? Der heutige Charakter von Otwock wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gestaltet. Es wurden damals die die Tuberkulose heilenden Eigenschaften des hiesigen Klimas entdeckt, das sich durch eine große Anzahl sonniger Tage im Jahr und durch balsamische Luft auszeichnet. Deswegen entstand parallel zur Bahnstation ein Kurort, der bald wegen seiner interessanten architektonischen Konstruktion bekannt wurde. Er verband die Architektur der damals modischen Kurortgebäude in den Alpen und im Schwarzwald sowie der russischen Datschen. Die ältesten der hölzernen Gebäude wurden von dem bekannten Illustrator, Michał Elwiro Andriolli, erbaut. Jahre später bezeichnete Konstanty Ildefons Gałczyński den eklektischen Stil dieser Gebäude als „świdermajer” [eine Zusammenziehung von Świder und Biedermeier] – des Flusses Świder wegen, der durch Otwock fließt. Die alten Villen sind heute mit den neuen, nicht immer glücklich entworfenen Gebäuden, vermischt. Aber der Wald rauscht wie vor dem Krieg.
2.5 km Soplicowo
Am südlichen Rand Otwocks wurden Beamtenhäuser erbaut, die eine Kolonie bilden. In der Sułkowskiegostraße verbirgt sich im Wald eine Villa, die eine große Rolle in der Politik gespielt hat. 1948 hielt die damalige Regierung hier ihren politischen Gegner Władysław Gomułka wegen der „Rechtsabweichung“ gefangen, 37 Jahre später wurde hier der Vorsitzende der Solidarność, Lech Wałęsa, interniert. In der Villa „Soplicówka“ in der Narutowiczastraße befindet sich das Museum des Otwocker Lands (Öffnungszeiten: jeden Tag außer montags, 9.00-17.00, Tel. 22 788 15 45). Die Ausstellung liefert viele interessante Informationen über Fauna und Flora sowie über die Geschichte der Region. Man kann hier alte Fotos ansehen und eine Sammlung von Gegenständen, die den Juden angehörten. Für die Aufmerksamkeit verdient auch die ethnographische Sammlung (darunter Gewebesammlung).
Nach der Kreuzung des Touristenpfades und der Narutowiczastraße wendet der Weg nach Süden, macht eine Schleife und mit den Forstwegen kommt an der Grenze von Karczewo an. So erreichen Sie den Masowischen Landschaftsschutzpark. Er wurde 1987 auf einer Fläche von 14 000 ha gegründet. Der Park besteht aus zwei Teilen, die voneinander mit den Gebäuden um Otwock getrennt sind. Die Landschaft des Parks bilden Dünen und Kieferwälder, die mit den Torf- und Sumpfgebieten geschnitten sind. Im Walddickicht leben u.a. Schwarzstörche, Europäische Sumpfschildkröten, Elche und Europäische Dachse. Die Anlagen des Masowischen Landschaftschutzparkes erfüllen die wichtige Funktion der „grünen Lungen“ der Hauptstadt. Die saubere Luft fließt von hier aus direkt an die Warschauer Straßen.
3,7 km Jüdischer Friedhof
Am alten Weg von Pogorzel nach Karczewo, inmitten von Dünensand, liegt der Jüdische Friedhof. Vor dem Zweiten Weltkrieg machen die Juden drei Viertel der Bewohner der Stadt aus. Es war auch ein beliebter Kurort der Bekenner des Judaismus. 1940 richteten hier die Nationalsozialisten ein Ghetto ein, das das zweitgrößte nach dem Warschauer Ghetto war. Die verfallenen Mazewa könnten sicherlich viel über die Vergangenheit der Otwocker Juden sagen. Sie können selbst manches entdecken – die Inschrift auf der Mazewa ist zwar normalerweise hebräisch, aber oft tritt eine weitere Inschrift in der jeweiligen Landessprache auf.
5,5 km Naturschutzgebiet „Na Torfach”
Von Osieck bis Otwock ziehen sich Torfstreifen entlang der Weichsel. Gegenwärtig wurde die Mehrheit von diesen Streifen zu fruchtbaren Wiesen gemacht, aber im Naturschutzgebiet kann man noch eine malerische Torflandschaft bewundern. Die Bewunderung der Natur erleichtert eine Aussichtsterrasse.
Der zauberhafte See, der die Mitte des Naturschutzgebiets bildet, wurde nicht von der Natur geschaffen. Diese Senkung im Boden, von dem man Torf schöpfte, wird durch die nahe sprießenden Quellen betrieben. Der Wasserspiegel umfasst mit einem breiten Ring den ganzen sumpfigen Wald. Zahlreiche Halbinseln und Inseln sind mit Erlen und Birken bewachsen. Auf den höher gelegenen Stellen, die auch trockener sind, wachsen Linden, Kiefer und Eichen. Der See ist ein Refugialgebiet. Es nistet hier ein Dutzend Vogelarten. Am einfachsten sind die majestätischen Schwäne zu erblicken. Oft verbreitet sich über den Seespiegel ein rhythmisches Klopfen. Die Spechte geben Auskunft, dass sie hier in den Baumhöhlen wohnen. Seltenheiten der Natur fallen nicht ins Auge. Im Torfmoor verstecken sich die europäischen Sumpfschildkröten und Schlingnatter. An der Gegend um den See herum finden auch die größeren Tiere Gefallen: Elche und Rehe. Wollen Sie deren Leben hier beobachten, müssen Sie hier vor dem Morgengrauen auflauern.
Von der Terrasse verläuft der Touristenpfad gemeinsam mit dem didaktischen Pfad. Die hier aufgestellten Schilder lassen einen die umgebende Natur besser kennenlernen und verstehen. Nach ca. 0,5 km biegt der Weg von der Waldstrecke ab und nähert sich an den See. Haben Sie Interesse an den Schildern gefunden, können Sie weiter von Schild zu Schild wandern – die beiden Wege treffen sich am Stützpunkt „Torfy”.
6,3 km Stützpunkt „Torfy”
Im alten Forsthaus befindet sich das Ośrodek edukacji ekologicznej [Zentrum für ökologische Erziehung] und das Muzeum Mazowieckiego Parku Krajobrazowego [Museum des Masowischen Landschaftschutzparkes]. Man veranstaltet hier Unterricht für Schüler und für andere organisierte Gruppen (Karczew, Torfystraße 2, Öffnungszeiten: in den Ferien, Sa.- So.: 9.00-14.00, September bis Juni Schulausflüge, normalerweise gibt es keine Probleme, um sich einer Gruppe anzuschließen. Tel. 22 799 26 94, Direktwahl.: 103). Daneben ist ein Waldparkplatz. Die größte Sehenswürdigkeit des Stützpunktes ist das 1998 gegründete Walddickicht. Hier finden Tiere Zuflucht, die aus unterschiedlichen Gründen Hilfe brauchen, um zum Naturzustand zurückzukehren: verwundete Rehe, Vögel, die aus dem Nest gefallen sind und andere „komplizierte“ Fälle.
Vom Stützpunkt gehen Sie den schwarzen Markierungen in Richtung Südosten nach.
6,6 km Verzweigte Wege
Wollen Sie ihre Wanderung verkürzen, können Sie von hier aus nach Otwock zurückkehren. Sie brauchen nur dem blau markierten Weg in Richtung Norden folgen. Wir ermuntern Sie jedoch zu der weiteren Wanderung. Sie folgen dem schwarzen Waldweg durch einen lichten Kieferwald. Nach 1,2 km biegt der Weg nach Nordosten und nach den weiteren 0,8 km mündet der Weg in einen alten Waldweg und nimmt die alte Richtung an.
9,3 km Knotenpunkt
Der schwarze Weg fällt mit dem roten zusammen. Folgen Sie die neuen roten Markierungen und biegen Sie dann rechts ab. Sie steigen eine Sanderhebung hinauf.
9,8 km Dąbrowiecka Góra
Auf einer hohen Düne befinden sich die zwei am besten erhaltenen Bunker, die einen Teil der deutschen Verteidigungslinie von 1944 bildeten. Es waren die Befestigungen der sog. „Przedmoście Warszawskie” [Vorbrücke Warschaus], die man schon 1941 anfing zu bauen. Die Bauarbeiten wurden jedoch nach den Erfolgen der deutschen Armee an der Ostfront aufgegeben. Die angesammelten Baumaterialien wurden weggeschickt, um den Bau des Atlantikwalls zu Ende zu führen. Nach dem Rückzug der deutschen Armee unter Druck der Roten Armee 1944 versuchte man die Befestigung am schnellsten anzufertigen. Die Zeit war jedoch zu kurz. Vom 27. bis zum 30. Juli 1944 überwanden die Sowjets die deutsche Verteidigungslinie in der Nähe von Dąbrowiecka Góra, an einer schlecht besetzten Stelle am Dąbrówka.
Der Weg führt weiter und nach einigen hundert Meter fährt man auf die Hügelspitze hinaus. Sie stehen ca. 116 m über den Meeresspiegel. Der Wald auf dem Nordanhang der Düne wurde verbrannt. Von der Brandstelle ergibt sich ein Ausblick auf die Grünanlagen des masowischen Landschaftsschutzparkes.
9,8 km Roter Weg
Der Weg führt jetzt auf einen befestigten Waldweg. Er hat eine für die Gegend von Warschau ungewöhnliche Farbe, er ist rot. Höchstwahrscheinlich bediente man sich der Ruinentrümmer bei der Wegbefestigung.
10.8 km Okoły
Einen kleinen Weiler bilden nur ein paar Gebäude, die scheinbar im Wald verloren wurden. Der rote und der grüne Weg, der von Otwock nach Celestynów führt, kreuzen sich hier. Ein paar Meter weiter erblicken Sie eine stattliche Eiche – ein Naturdenkmal mit einem Umfang von über 4 m.
12,2 km Trampelpfad Otwock – Celestynów
Hinter dem Trampelpfad verlaufen die Schienen. In der Weggabelung wurde ein Waldparkplatz eingerichtet. In der Nähe befindet sich ein Stein, der eine Gedenkstelle für diejenigen Soldaten ist, die in der Widerstandsbewegung tätig waren. Während des Zweiten Weltkrieges sprenngten sie Bahntransporte in die Luft.
Der Weg biegt links ab und den Trampelpfad entlang führt er zur nahen Bahnstation.
12,9 Bahnstation in Pogorzel Warszawska
Mit dem Zug können Sie das in Otwock geparkte Auto erreichen.
Praktische Informationen
Gastronomie
Karczew: Restaurant Rokola, Rynek Zygmunta Starego 24, tel. (22) 780 65 42
Otwock: Restaurant Zalesin, ul. Ambasadorska 14, tel. (22) 788 92 47
Otwock: Pizzeria Metropizza, ul. Karczewska 10, tel. (22) 779 32 71
Otwock: Restaurant M-kwadrat, ul. Matejki 2, tel. (22) 719 62 60
Übernachtungsmöglichkeiten
Otwock: Biuro Usług Turystycznych [Büro für touristische Dienstleistungen], ul. Poniatowskiego 1, tel. (22) 779 31 05; hilft eine Unterkunft in Privatquartieren und in Erholungszentren zu finden.
Otwock: hotel Villa Otwock (mit Restaurant), ul. Wspaniała 47, tel. (22) 788 05 88
Otwock: Gastzimmer, ul. Kasztanowa 6, tel. (22) 779 49 18