Masowien ist ein historisches Land im zentralen Polen – am mittleren Lauf der Weichsel und im Einzugsgebiet ihrer Nebenflüsse. Im Mittelalter setzte sich der lateinische Name Mazovia als Benennung dieser Gebiete durch, der wahrscheinlich von der Bezeichnung „maz“ – Einwohner eines schlammigen Gebietes (vgl. Polnisch: „umazany“ – beschmutzt) abgeleitet wurde.
Die Mitte des Landes und Europas
Im Herzen Polens, das gleichzeitig die Mitte Europas ist, kreuzen sich die Verkehrs- und Handelswege, die den Westen mit dem Osten des Kontinents verbinden. Gerade durch Masowien führt der Weg Paris – Berlin – Warschau – Moskau und der Warschauer Flughafen Okęcie bedient über 80 Prozent der nach Polen kommenden Fluggäste. Einem ausgebauten Straßen- und Eisenbahnliniennetz verdankt Masowien seine hervorragende Verbindung mit jedem Teil des Landes.
Historische Eigentümlichkeit
Die historische Hauptstadt der Region ist Płock – die älteste Stadt Masowiens, die seit 1075 der Sitz des Bistums Masowien ist und seit 1237 die Stadtrechte besitzt. Die Geschichte der Tieflandsregion, die für einige Jahrhunderte zum unabhängigen Fürstentum Masowien wurde, erschuf charakteristische Bräuche und Traditionen, die die Region in ein einheitliches Ganzes vereinigen. Die historische Lage erzwang auch den Bau von Wachtürmen und befestigten Burgen, die man bis heute besichtigen kann, indem man auf den Spuren der masowischen Fürsten wandelt.
Kulturelle Vielfalt
Die heutige Woiwodschaft Masowien deckt sich teilweise mit dem Gebiet des historischen Masowiens. Abgetrennt wurden von ihr die Gebiete um Łomża, Łowicz und Rawa, eingeschlossen wurden dagegen die historisch kulturell unterschiedlichen Gebiete: ein Teil von Podlachien, die Kurpie, und das frührer mit Kleinpolen verbundene Gebiet um Radom. Infolge dieser Verwaltungsgliederung lässt sich eine größere Differenzierung besonders in der ländlichen Architektur, der Folklore und der regionalen Küche erkennen.
Diese Vielfalt ist auch im Bereich der Religion sichtbar. Außer den katholischen und protestantischen Kirchen gibt es in Masowien auch Synagogen, eine Moschee, einen Gurudwara der Sikhs und die einzige freistehende Kapelle der Mormonen in Polen. Płock ist die Geburtsstadt des Mariavitismus und auf dem Gebiet der Woiwodschaft existieren bis heute Pfarrgemeinden der Altkatholischen Kirche der Mariaviten, sowie die Katholische Kirche der Mariaviten mit Sitz in Felicjanów. Nadarzyn ist dagegen der Hauptsitz der Zeugen Jehovas in Polen.
Ein paar Zahlen
In Masowien liegt die Hauptstadt Polens – Warschau, die meist bevölkerte Stadt des Landes (knapp 2 Mio. Einwohner) und eine sich dynamisch entwickelnde Metropole, doch ist die Region gleichzeitig reich an malerischen Naturgebieten, die aus der Tourismussicht extrem attraktiv sind.
Die wichtigsten Städte Masowiens sind neben Warschau auch Płock, Radom, Siedlce und Ostrołęka, die die fünf Stadtkreise der Woiwodschaft bilden. Das Woiwodschaftsgebiet umfasst insgesamt 85 Städte, die von 65% der Regionsbevölkerung bewohnt sind.
Die Woiwodschaft ist in 42 Verwaltungskreise, darunter 5 Stadtkreise und 37 Landkreise gegliedert. Die Verwaltungskreise setzen sich aus 324 masowischen Gemeinden zusammen, wobei die meisten von ihnen Landgemeinden mit landwirtschaftlichen Gebieten und Landschaftsschutzparks sind.
Natur und Erholung
20% der Fläche der ganzen Region sind mit Wäldern bewachsen, meistens Kiefer- und Eichenwäldern, zu denen auch Überreste der königlichen Urwälder Biała und Zielona in der Kurpie zählen. Fast 30% der Woiwodschaft stehen unter Naturschutz. Zu den geschützten Gebieten gehören der Nationalpark Kampinos, 9 Landschaftsschutzparks, 171 Naturschutzgebiete und 62 Naturparks. Diese Gebiete sind für Fuß- und Radtourismus-, sowie Skilaufbegeisterte von besonderem Interesse. Aus der Sicht der Ornithologen sind die nicht geregelten Flussstrecken, die von zahlreichen Vogelarten bewohnt sind, die wertvollsten Naturgebiete.
Paddelsport- und Angelnliebhaber werden von den zahlreichen Wasserwegen im Einzugsgebiet der mittleren Weichsel begeistert. In der Nähe von Warschau fließen zwei große Flüsse – der Bug und der Narew zusammen und die Region wird noch von der Pilica, der Bzura, der Orzyca und der Wkra durchströmt. Das Wasser- und Eissegeln, das Windsurfen und sogar das Eisboarden und das Eissurfen lassen sich am Zegrzyński-Haff treiben.
Das Herz der polnischen Kultur
Die Wiege der polnischen Dichterei befindet sich gerade in Masowien und genauer gesagt in Czarnolas, wo Jan Kochanowski lebte und seine Werke schuf. In Żelazowa Wola wurde der berühmteste polnische Komponist Frédéric Chopin geboren, der später die ersten 20 Jahre seines Lebens in Warschau verbrachte und dort ausgebildet wurde. Mit Masowien sind Leben und Werk solcher Schriftsteller verbunden wie Juliusz Słowacki, Bolesław Prus, Stefan Żeromski, Julian Tuwim, Witold Gombrowicz, Maria Dąbrowska (Komorów), Zofia Nałkowska (das Haus in Górki bei Wołomin), Jarosław Iwaszkiewicz (Gutshof „Stawisko“ in Podkowa Leśna) oder die Nobelpreisträger - Henryk Sienkiewicz (Płońsk und Warschau) und Isaac Bashevis Singer (Warschau). Eine andere Nobelpreisträgerin, die mit Masowien verbunden ist, war Maria Skłodowska-Curie.
Mit dem kulturellen Leben ist im Alltag Warschau erfüllt, der Sitz von Theatern und Museen, der Platz Hunderter von Festivals, Konzerten und Ausstellungen. Doch auch in anderen Ortschaften Masowiens mangelt es nicht an Attraktionen von landesweiter und sogar internationaler Bedeutung: die internationale Freilichtmalerei in Mława, das performative Festival „Rund um Theater“ in Ostrołęka, das Internationale Festival Touristischer Filme in Płock, das Internationale Folkloretreffen KUPALNOCKA in Płońsk, die Internationale AIR SHOW in Radom oder die in großem Ausmaß veranstalteten historischen Rekonstruktionen der Schlacht um Iłża und der Schlacht bei Mława sind nur einige von ihnen.
Interessant ist es auch, dass die einzige Malerei El Grecos in Polen befindet sich gerade in Masowien: im Diözesenmuseum in Siedlce.